Selen, am besten anorganisch und nicht ohne Jod – eine Kurzfassung

von | 1. Februar 2015 | Publikationen

Selen ist Bestandteil einer Reihe von Schutzenzymen, ohne die keine Körperzelle auskommt. Ein Mangel an Selen macht sich daher, genauso wie ein Mangel an Cystein oder Zink oder Jod, an vielen verschiedenen Stellen und somit auch in vielen verschiedenen Variationen bemerkbar. Weitere wichtige selenabhängige Enzyme sind die Thioredoxinreduktasen und das Selenoprotein P. Wird Selenoprotein P nicht ausreichend gebildet, kann der Körper das Selen nur in der  Leber speichern, aber nicht für die anderen Organe nutzen. Die Schilddrüse ist das Organ mit dem höchsten Selengehalt. Selenabhängige Enzyme wie Glutathionperoxidasen und Thioredoxinreduktasen schützen die Schilddrüse vor Oxidation und Entzündung. Die Deiodasen aktivieren das Speicherhormon zum aktiven Schilddrüsenhormon T3. Ohne Selen ist die Schilddrüse nicht funktionsfähig. Ein Selenmangel geht meistens auch mit einem Jodmangel einher. Das liegt daran, dass die Eiszeiten unsere oberen Bodenschichten bezüglich dieser Elemente ausgelaugt haben. Die Zusammenarbeit von Selen und Jod ist so wichtig, dass eine einseitige Einnahme nur eines der beiden Elemente die Regulation der Schilddrüse unter Umständen genauso schädigen würde, wie wenn man keins von beidem einnähme. Jod konkurriert mit den anderen Halogeniden Brom, Fluor und Chlor. Verschiedene Studien zeigen das bei der Hashimoto-Thyreoiditis, einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, deren Aktivität durch eine Langzeiteinnahme von Selen deutlich reduziert werden kann. Auch seelische und körperliche Belastbarkeit, Konzentrationsstörung oder Stimmungsschwankungen, ja sogar Gelenkbeschwerden und Allergien sind selenabhängig. Ein Selenmangel schränkt das Immunsystem ein, so dass sowohl die Aktivität, als auch die Anzahl der Immunzellen vermindert sind. Im schlimmsten Fall wird deswegen eine Krebszelle nicht erkannt und kann sich weiter entwickeln. Die zunehmende Qualitätseinschränkung männlicher Spermien mit möglicher Zeugungsunfähigkeit kann an einem Selenmangel liegen und sollte abgeklärt werden. Patienten mit Herzerkrankungen und Gefäßverkalkung, Rheuma, chronischen Virusinfektionen, Krebserkrankungen und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen haben meist erniedrigte Selenspiegel und zeigen auch geringere Aktivitäten der Glutathionperoxidase. Selen ist in der Lage mit Quecksilber, Kadmium und Blei Komplexe zu bilden und den Körper somit vor erheblichen gesundheitlichen Einschränkungen zu schützen. Menschen mit erhöhtem Kontakt zu Schwermetallen, wie zum Beispiel Raucher zu Kadmium oder Berufskraftfahrer im Stau zu den Abgasen des Vordermanns, haben daher meistens auch niedrigere Selenspiegel. Da Selen vornehmlich an Eiweiße gebunden ist, befindet sich das Selen in der Nahrung auch hauptsächlich in Eiweißnahrung. Nennenswerte Quellen sind Leber und Niere sowie Steinpilze, beim Rind käme noch das Filet dazu, ansonsten wären Eierteigwaren oder Seefische noch interessant. Helles Vollbier kann auf 100 g etwa so viel Selen enthalten wie Eierteigwaren. Man unterscheidet organisches und anorganisches Selen. Das anorganische Selen ist das in den Apotheken erhältliche Na-Selenit. Dieses wird schneller als die organischen Selenverbindungen in die sogenannten Selenoproteine, wie die Glutathionperoxidasen, eingebaut. Anders als bei Selenhefe, die zu den organischen Selenverbindungen gehört, reichert sich das anorganische Selen im Körper nicht unnötig. Das Na-Selenit sollte möglichst für sich alleine eingenommen werden, da es mit Vitamin C und anderen Stoffen in eine unwirksame Form überführt werden könnte. Die momentan gültigen optimalen Werte für Selen im Blut betragen 135 µg im Serum und 160 µg im Vollblut. Daher ist es wichtig, dass man solche Substanzen nicht einfach nur einnimmt, sondern seinen Bedarf laborchemisch kontrolliert.

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