Pharmakogenetik in der täglichen Praxis – Therapieoptimierung durch DNA-Tests und direkter Nachweis der Wirkung von Substanzen auf die Tumorzellen

von | 30. März 2014 | Publikationen

Die Erkenntnisse der pharmakogenetischen Diagnostik erlauben es bereits heute, im Vorfeld einer Therapie Responder- von Non-Respondern für ein Arzneimittel zu unterscheiden.
So kann eine unwirksame Therapie vermieden und durch individuelle Dosisanpassungen eine Therapieoptimierung erreicht werden. Auch die Nebenwirkungsrate kann sinken und sich damit positiv auf Arzneimittelsicherheit und Fallkosten auswirken.
Die bekannte Cytochrom P-450-Gruppe der Leberenzyme verstoffwechselt sehr viele Substanzen, die wir oft in der täglichen Verwendung haben:
(Quelle: http://medicine.iupui.edu/clinpharm/ddis/main-table/)
Dass die Pharmakokinetik und –dynamik vieler Arzneistoffe von Transportproteinen und/oder metabolisierenden Enzymen maßgeblich beeinflusst wird, das bemerken wir schon seit Langem durch die Wechselwirkungsproblematiken.
Hierbei beeinflussen sich manche Arzneimittel gegenseitig (auf Enzymebene) und verändern den Plasmaspiegel durch direktes Einwirken auf die Stoffwechselprozesse von anderen Arzneistoffen. Dies geschieht durch Wirkungs-Inhibition oder -Verstärkung des Metabolismus. Das Resultat kann dramatisch sein: Starke Inhibitoren erhöhen die Plasmakonzentration von entsprechenden Medikamenten (deren Abbau sie negativ beeinflussen) um das 2 bis 5-fache! Eine massive Überdosierung ist die Folge.
P450-Inhibitoren aufklappen/zuklappen…
P450 Induktoren aufklappen/zuklappen…
Variationen im Erbgut beeinflussen die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Medikamenten
Nicht nur die Wechselwirkungen von Arzneimitteln untereinander verursachen eine Veränderung in den Dosisspiegeln. Es ist auch die natürliche Variabilität der beteiligten Enzyme (durch Variationen im Erbgut) die signifikant Einfluss auf die Arzneimittelwirkungen nimmt. Ob Enzyme im Medikamentenstoffwechsel, Transportmechanismen oder Aktivierungs-, Entgiftungs- und Abbauprozesse – alle Metabolisierungsstationen werden bestimmt von der individuellen genetischen Ausstattung des Patienten. Denn genauso wie sich Menschen rein äußerlich unterscheiden, so variabel sind sie auch im Medikamenten-Stoffwechsel „ausgestattet". Für viele der am Arzneimittel-Metabolismus beteiligten Proteine (Transporter, Stoffwechselenzyme, aber auch die „Targets“) sind bestimmte Varianten bekannt und gut beschrieben, die direkt die Wirkspiegel-oder Stoffwechselsituation von Arzneistoffen beeinflussen. Genvarianten dieser Strukturen haben damit (durch die ausgelöste Dosisveränderung) direkte Auswirkungen auf die Wirkung und Verträglichkeit von Arzneimitteln. Dieser Themenkomplex (die Auswirkung von genetischen Varianten auf den Arzneimittelstoffwechsel) ist der Hauptforschungsschwerpunkt der sogenannten „Pharmakogenetik”. Mittlerweile sind mehr als 370 Gen-basierte Dosierungs-Leitlinien von internationalen Fachgremien formuliert worden. Dies findet sich jedoch in Deutschland (noch) nicht in der täglichen Praxis wieder. Das pharmakogenetische Wissen ermöglicht es nun erstmalig vorab zu testen, wie ein Mensch auf breit angewendete Wirkstoffe reagieren wird, um die Therapieentscheidungen anhand der individuellen Testergebnisse für den Patienten maßzuschneidern. Die Testergebnisse sind dabei immer in einen Befund eingebettet, der es erlaubt, die genetischen Daten eines Patienten variationsübergreifend und ganzheitlich in eine eindeutige individualisierte Therapieempfehlung zu übersetzen.
Ich biete dies Testverfahren in der Praxis an.

Immer wieder stellt sich aber auch die Frage nach der direkten Wirksamkeit von Substanzen auf Tumorgewebe. Hier besteht die Möglichkeit, dass man mit 15 ml EDTA-Blut  nach zirkulierenden Tumorzellen sucht. Dann kann anhand der Menge eine Prognose und anhand der Konfrontation dieser Population verschiedener Zellen geschaut werden, auf welche Substanz sie wie reagieren. Hierbei handelt es sich um das sogenannte Maintrac-Verfahren.
Maintrac
ist ein Bluttest, der die vom Tumor ins Blut ausgeschwemmten Zellen nachweist. Diese Zellen sind für die Metastasierung und somit für den weiteren Krankheitsverlauf verantwortlich. Mit einer Krebs-Therapie sollen diese Zellen vernichtet werden. Maintrac überwacht das Ansprechen auf Krebstherapien. Die Krebszellen können sich im Krankheitsverlauf verändern. Es ist wichtig diese Zellen in ihrer Anzahl und Struktur zu beobachten. Dadurch ist es möglich, rechtzeitig die Therapie anzupassen und wirkungsvollste Medikamente auszuwählen. Durch die Bestimmung der Anzahl der Tumorzellen wird die Tumoraktivität überwacht.
Antworten auf die wichtigsten Fragen  
Welches Formular wird benötigt, damit Ihr Arzt für Sie den Test in Auftrag gibt ?
Sie wurden schon behandelt und wollen weitere Sicherheit zum Verlauf? 
Dann geht es um die Erfolgskontrolle der bisherigen Therapiemaßnahmen, die Ausschöpfung der als wirksam getetsteten Therapiemaßnahmen und die Ermittlung der besten Therapieoptionen bei  bereits metastasierter Situation.
Es lassen sich dabei auch alle von Ihnen vorgeschlagenen Substanzen, wie z.B. das von Ihnen gewählte Curcumin, austesten.

Ich unterstütze Sie gern!

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