Lichttherapie

von | 9. Januar 2008 | Publikationen

Heute durfte ich als Gastredner der Bremer Heimstiftung die Übergabe eines Lichttherapiegerätes in der St-Ilsabeen-Residenz in St. Magnus begleiten. Den Kurzvortrag habe ich hier hinterlegt.
 Licht-Therapie – was ist das? Unser Tagesrhythmus wird durch das elektromagnetische Feld der Erde und durch das Licht bestimmt. Am Äquator sind Tag und Nacht in etwa gleich lang, an den Polen wird es manchmal nicht dunkel und manchmal nicht hell. Dazwischen wohnen wir. Im Sommer ist es länger hell als im Winter und an wolkenlosen Tagen ist es heller als an bewölkten. An den hellen Tagen haben wir mehr Elan als an den dunklen. Wie kommt das ? Das Licht führt dazu, dass wir die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin produzieren. Diese verbessern unsere Stimmung und unseren Antrieb. Wir werden unternehmungslustiger. Wenn das Licht fehlt oder die Intensität nachlässt, wird mehr Melatonin gebildet, was uns beruhigt, müde macht und schlaffördernd ist. Es ist auch ein gutes Antioxidans, was uns vor Krebs schützen kann.Wenn das Gleichgewicht zwischen hell und dunkel gestört ist, verschiebt sich auch das Gleichgewicht dieser Botenstoffe und wir sind entweder aufgedreht und irgendwann ausgebrannt oder wir werden antriebslos und müde, ängstlich, depressiv (Winterdepression) und vielleicht sogar lebensmüde. Durch Lampen mit Tageslichtspektrum kann man bewirken, dass dieses Ungleichgewicht wieder korrigiert wird. In den Ländern mit der andauernden Dunkelheit, wie z. B. Skandinavien, gibt es sogar schon sogenannte Lichtcafés. „Die Vorstellung, mich in einem tristen Krankenhaus einer Lichttherapie zu unterziehen, war nicht gerade anziehend“, sagt Martin Sylwan, Besitzer des „Iglo Ljuscafé“. Die Gäste sitzen in hellen, weißen Räumen auf ausschließlich weißen Möbeln und genießen ihr Frühstück oder Mittagessen bei 3.000 Lux Lichtstärke. „Das Licht-Café ist eine vergnügliche, aber trotzdem professionelle Behandlungsalternative, die sicher Schule machen wird“, meint Dr. Maj-Liz Persson, Psychiaterin am Stockholmer Karolinska Spital. Optimalerweise setzt man diese Therapie in den frühen Morgenstunden ein, um den circadianen Rhythmus zu normalisieren. Hierfür gibt es im Bereich von 100,-€ schon sogenannte Tageslichtwecker, die den Tag einläuten. Billiger sind Tageslichtbirnen, die bei 12,95 € beginnen und in klassische Fassungen passen. Sie sind mit Energiesparmodus ausgestattet und erlauben mit wenig Strom eine tolle Ausleuchtung mit ca. 2000 Lux, bei einem Tageslicht-Farbspektrum von 6500 Kelvin, wie es die DIN EN 12.464 erfordert. Hier reichen 2 Stunden am Morgen. Das wäre vielleicht etwas für eine Leseecke. Diese Therapie ist UV-gefiltert, so dass man in das Licht gucken darf, aber nicht muss. Alle 5 Minuten sollte man es aber trotzdem für eine Minute tun. Trotz der UV-Filterung besteht die Gefahr, dass es zu einer Photosensibilisierung kommt, wenn man mit hohen Leuchtstärken (Lux-Angaben) arbeitet. Daher ist bei einem Einsatz, der über die Tageslichtbeleuchtung eines Raumes hinausgeht, also mit so einem Gerät, wie diesem hier arbeitet (10000 Lux), immer der Arzt zu befragen, ob die eingenommenen Medikamente zu einer Photosensibilisierung (Hautreizung durch Medikament und Licht) führen.Der Apotheker könnte die gesamte Medikamentenliste in seinem PC aufrufen und mit dem Nebenwirkungssuchprogramm auf Photosensibilisierung aufrufen. Dann sind auch die Selbstzahlerprodukte mit erfasst.Klassische Beispiele sind das Johanniskraut, das Doxycyclin, ACE-Hemmer aber auch bestimmte Parfüms. Wie wendet man das Gerät an ?Es wird morgens im Abstand von ca. 60 cm. eingesetzt. Man muss nicht stumpf davor sitzen, sondern man kann lesen, sich auf dem Ergometer oder Laufband bewegen, man kann sich unterhalten oder auch ein Gesellschaftsspiel spielen. Man muss nicht direkt ins Licht schauen. Da das Gerät 10.000 Lux ausstrahlt ist eine Bestrahlungszeit von 15 bis 30 Minuten pro Tag ausreichend. Empfindliche Patienten können die Behandlungszeit verkürzen und den Abstand erhöhen. Grundsätzlich kann jeder von der Lichtapplikation profitieren, denn es verbessert sich auch der Vitamin-D-Spiegel, und damit entsteht eine prophylaktische Wirkung für Osteoporose, Krebserkrankungen und Alterungsprozesse; dennoch ist sie primär für depressive Patienten gedacht. Anfangs sollte die Therapie über 14 Tage täglich erfolgen. Erste Veränderungen sind nach 4 Tagen zu erwarten. Der Erfolg soll dem der Johanniskrauttherapie ebenbürtig sein. Man geht laut Literatur von einer 80-prozentigen Erfolgsrate aus. Vorsichtigere Äußerungen sprechen von 42 % gegenüber Placebo. Da Johanniskraut zu einer Photosensibilisierung führt, wäre ein Auslassversuch mit dem behandelnden Arzt zu beraten.Angst vor epileptischen Anfällen oder Migräne muss man nicht haben, da die Flickerfrequenz der Lichtquelle bei 25.500 KHz liegt, die vom Auge nicht als Flickerlicht wahrgenommen werden

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