Gesundheitsnewsletter vom 9.9.2018

von | 9. September 2018

Gesundheitsnewsletter vom 09.09.2018

Nächste Woche fällt der Newsletter aus, da ich als Vortragender auf dem 2. IGAF-Symposium vertreten bin.


Die Themen:

  • Mehr als ein Drittel der Krebsfälle könnte verhindert werden.

  • Das Ergebnis des Ernährungsprotokolls der DGE und der dazugehörige Laborbefund der Mikronährstoffe differieren oft gravierend.

  • Bei älteren Menschen sollte der Blutdruck nicht zu niedrig sein.

  • Bei Bluthochdruck und niedrigen Kaliumwerten kann ein Hyperaldosteronismus vorliegen.

  • Calcitonin ist der Gegenspieler des Parathormons und kann möglicherweise bei Kreuzweh helfen.

  • HDL – High Densitiy Lipoprotein oder Hab Dich Lieb-Cholesterin muss neu beurteilt werden!


Mehr als ein Drittel der Krebsfälle könnte verhindert werden.

Auf der Basis von nationalen Krebsinzidenzdaten, Expositionsdaten und gesicherten relativen Krebsrisiken berechnen Dr. Ute Mons und Prof. Dr. Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) für Menschen im Alter zwischen 35 und 85 Jahren, dass in Deutschland 37,4% der Krebsfälle vermeidbar wären. Dabei geht es um Lebensstil und allgemeine Umweltfaktoren, also nicht um berufliche Expositionen. Wenn man diese 37,4% als 100% betrachtet, dann werden 19% dem Lungenkrebs und diesem das Tabakrauchen als Ursache zugeordnet. Dem Übergewicht werden 6,9% mit überwiegend Leber-, Gebärmutter- und Nierenkrebs, den ungesunden Ernährungsgewohnheiten 7,8% mit Risiken für Lungen-, Darm- und Brustkrebs, dem Bewegungsmangel 6,1% mit vornehmlich Lungen-, Gebärmutter und Nierenkrebs, Infektionen 4% mit vornehmlich Helicobacter pylory und humanen Papillomviren, 3% wegen eines zu geringen Faserstoffgehalt in der Nahrung, hohem Alkoholkonsum 2,2% und dieses vor allem im Mund und der Speiseröhre, 2% mit zu viel Wurstkonsum, 2% mit zu wenig Obst und Gemüsekonsum, 0,4% durch erhöhten Konsum roten Fleisches, 0,3% durch einen zu hohen Salzkonsum und einer Auswahl von Umweltfaktoren, nämlich Passivrauchen, Radon in Wohnräumen, Feinstaub und UV-Strahlung aus Solarien, 1,2% zugeordnet. Der Link führt zur Pressemitteilung mit den dortigen Links zu den Quellen dieser Daten.


Das Ergebnis des Ernährungsprotokolls der DGE  und der dazugehörige Laborbefund der Mikronährstoffe differieren oft gravierend.

Nach der Nationalen Verzehrstudie für Deuschland (ab S. 90 Makronährstoffe, ab S. 106 Mikronährstoffe) ist ja bekannt, dass die Teilnehmer in einzelnen Mikronährstoffbereichen einen Mangel haben, bei Vitamin D sogar über 80% der Teilnehmer. Das jemand in nichts einen Mangel hat, ist unwahrscheinlich und wird dann vermutlich mit einem "Zu viel" an Kalorien und Problemen des Übergewichts erkauft. Setzt man nun die vermeidbaren Krebsfälle dazu in Beziehung, muss auch berücksichtigt werden, dass ein Fehlverhalten meistens einen Mehrbedarf an Vitalstoffen nach sich zieht
Die Auswertung der Ernährungsprotokolle nach den Vorgaben der aktuellen DGE-Software zeigt in meinem Klientel, welches in der Mehrzahl bereits sehr gesundheitsbewusst ist und ißt, dass es erhebliche Diskrepanzen zwischen den Ergebnissen der Protokollauswertung und den Laborwerten gibt.
So essen manche Patienten gemäß der Referenzwerte die doppelte Anzahl an Kalorien, die ihnen zugebilligt wird, sind dabei schlank, machen teilweise auch keinen Sport, sind von den Nährwerten her laut Protokoll gut versorgt, haben aber in den Laborwerten multiple Mängel. Andere essen diesbezüglich z.T. die Hälfte dessen, was sie an Kalorien dürften und sind übergewichtig. Die Mängel sind zwangsläufig da, weil in der geringen Nahrungsmenge die Vitalstoffe nicht sein können. Andere essen etwas über dem Referenzwert und nehmen ab. Meistens gibt es dann auch Begleiterkrankungen, z.B. der Schilddrüse, die das dann erklären. Aber auch eine Schildddrüsenüberfunktion erhöht den Vitalstoffbedarf, wie die Laboruntersuchungen aufzeigen. In anderen Fällen sind die Werte im Protokoll weit über der Norm, im Laborwert im Mangel und andere Werte, die im Ernährungsprotokoll mangeln, sind im Labor in guter Versorgung zu finden.
Was will ich damit aufzeigen?
Die Durchschnittswerte der Erhebungen der Ernährungsforscher müssen eine so große Standardabweichung haben, dass die Werte individualmedizinisch allenfalls ein Anhalt sein können. Das bedeutet aber auch, dass man die Werte messen muss, um diese Abweichung zu erfassen. Es kann natürlich auch sein, dass in den Lebensmitteln nicht drin ist, was in der Nährwerttabelle steht. Es kann auch sein, dass der Patient die Substanzen nicht aufschlüsseln und aufnehmen kann. Ich sehe aber reproduzierbar, dass die Messwerte unter einer guten Ergänzung zunächst und dass über Monate, schlechter werden, was anzeigt, dass der Körper anfängt zu reparieren und seine Speicher zu füllen. Vorher gute Werte werden schlecht, weil sie nun als Kofaktor in Stoffwechselprozessen Verwendung finden, die vorher ausgebremst waren. Solche Stoffwechselprozesse werden nicht von jedem gleich als angenehm empfunden, es ist ein bisschen wie das Aufwachen eingeschlafener Füße.
Das heißt im Umkehrschluss, dass ein Mangel mit normaler Ernährung nur sehr schwer wieder nachhhaltig auszugleichen ist. Der Körper verbleibt also notgedrungen in einem Improvisationsstoffwechsel, in dem er den Mangel verwaltet unnd weniger wichtige Nebenstoffwechselprozesse reduziert. Damit sichert der Körper mit hoher Intelligenz das Überleben zu Lasten der Leistungs- und Regenerationsfähigkeit bis hin zur Krankheitsentwicklung. Das deckt sich übrigens mit Studien an Schweinen in der Schweinemast, wo man sehr genau überprüft, woran es liegt, wenn sich Krankheiten entwickeln oder die Mast verzögert abläuft.
Als erstes muss bei einer Erkrankung geschaut werden, warum es zu dieses Fehlfunktion kommt und am Anfang sind solche Prozesse durch den Ausgleich der Mängel korrigierbar, später beeinflussbar. Wer also diesbezüglich beraten und untersucht werden möchte, darf sich gerne an mich wenden.


Bei älteren Menschen sollte der Blutdruck nicht zu niedrig sein.

Sobald man chronologisch oder auch biologisch über 80 Jahre alt ist, zeigt sich, dass eine Senkung des ersten Blutdruckwertes, des systolischen Wertes unter 107 mmHG, aber auch erhöhte Werte über 154 mmHG mit einer verfrühten Sterberate innerhalb der folgenden drei Jahre verbunden sind. Als Optimalwert gilt der Wert von 129 mmHG.


Bei Bluthochdruck und niedrigen Kaliumwerten kann ein Hyperaldosteronismus vorliegen.

Ein Bluthochdruck wird also durch niedrige Kaliumwerte beeinflusst. Ein niedriger Kaliumwert im Blut kann ernährungsbedingt sein, indem zu wenig kaliumhaltige Lebensmittel gegessen werden oder andererseits zu viele Lebensmittel oder Genussgifte, die das Kalium wieder ausscheiden oder einen Mehrbedarf erzeugen. Salz verdrängt Kalium und Alkohol beschleunigt ebenfalls die Ausscheidung, auch vermehrtes Schwitzen kann so einen Mangel auslösen. Ein Beispiel ist der Pseudohyperaldosteronismus durch Lakritzkonsum.

Neben dem Bluthochdruck sind Müdigkeit, Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen oder Herzrhythmusstörungen, Lähmungen der glatten Muskulatur, also der Blutgefäße, aber auch der Darmwand oder der Gänge der Galle oder des Bauchspeicheldrüsensaftes mögliche Symptome.

Ein Hyperaldosteronismus ist eine vermehrte Bildung des Hormons Aldosteron, das dazu führt, dass vermehrt Kalium ausgeschieden und Natrium nebst Wasser eingelagert wird und dieses durch natürliche Maßnahmen nicht auszugleichen ist. Dann gibt man als Medikament sogenanannte Aldosteronantagonisten wie Spironolacton, Amilorid oder Eplerenon. Das zweite gibt es als Fertigarzeneimittel nur noch zusammen mit Hydrochlorothiazid, aber man sich die Monosubstanz in der Apotheke herstellen lassen, wenn der Arzt es rezeptiert. Männer haben nämlich unter dem Spironolacton schnell einmal eine Verweiblichung der Brust  und sexuelle Funktionsstörungen, die Amilorid so nicht aufweist.

Niedrige Kaliumwerte sind gar nicht so selten. Ein guter Partner zur Blutdrucksenkung ist das Magnesium als der stärkste natürliche Kalziumantagonist, der keine Wassereinlagerungen bewirkt.

Ein niedriger Vitamin-D-Spiegel bewirkt über eine Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteronsystem (RAAS) einen Hyperaldosteronismus und zusätzlich eine vermehrte Calciumeinlagerung in die Zellen, also Blutgefäßzellen und und erhöht damit den Blutdruck. Parallel muss dann das Parathormon betrachtet werden, weil es ebenfalls die intrazelluläre Kalziumeinlagerung fördert.
Bei einer Aktivierung des RAAS gibt man dann klassischerweise einen Renin-Antagonisten oder ACE-Hemmer oder AT-1-Antagonisten.

Ansonsten ist an der Blutdruckregulation noch das NO beteiligt, wozu der Körper Arginin-Citrullin benötigt. Bei einer Leberbelastung wird Arginin vermehrt zu Ornithin umgewandelt und steht damit nicht für die Blutdrucksenkung zur Verfügung.

Lecithine und essentielle Fettsäuren verbesseren die Struktur der Blutgefäße und erhöhen deren Elastizität, verbessern aber auch die Fließeigenschaften des Blutes.

Besteht ein Mangel an Antioxidantien, CoQ10 oder Carnitin, letztendlich also eine mitochondriale Dysfunktion, dann sollten diese Werte natürlich ebenfalls ausgeglichen werden

Fassen wir einmal für das Beispiel Bluthochdruck zusammen: Kalium, Magnesium Vitamin D, Arginin, Citrullin, Ornithin, Lecithin, essentielle Fettsäuren und wenn man dann noch die Antioxidation und Leberentgiftung dazu nimmt und die Ernährung optimiert, müssten sich neben dem Blutdruck noch einige andere durchblutungsabhängige Zellfunktionen verbessern und der Bedarf an Medikamenten doch deutlich sinken. Wer an dieser Form der Diagnostik und Therapie Interesse hat, ist herzlich willkommen. Solche Beispiele gibt es auch für andere Symptome.


Calcitonin ist der Gegenspieler des Parathormons und kann möglicherweise bei Kreuzweh helfen.

Findet man bei Rückenschmerzen im MRT ein Knochenmarksödem, nennt man das Veränderungen vom Typ1 nach Modic. Calcitonin hemmt den Knochenabbau und lässt den Knochenaufbau zu, was die Bisphosphonate nicht tun. Eine Therapie mit Calcitonin über vier Wochen wurde mit einer Therapie mit einem NSAR, dem Diclofenac, verglichen. Ziel war eine mindestens 30-prozentige Schmerzreduktion. Dieses erreichten 50 Prozent der Teilnehmer der Calcitoningruppe, aber nur 23 Prozent der Diclofenacgruppe. Im MRT waren die Befunde in der Calcitoningruppe bei 44% und in der Diclofenacgruppe bei 21% verbessert.


HDL – High Densitiy Lipoprotein oder Hab Dich Lieb-Cholesterin muss neu beurteilt werden!

Wie schon 2013 erstmals beschrieben, kann ein hoher HDL-Wert auch ungünstige Wirkungen haben. Gerade bei Patienten die schon von einer Herz-Kreislauf-Erkrankung betroffen sind, gelten hohe HDL-Werte als ungünstig. Ich diskutierte dazu die Aktivität der Paraoxonase und verwies auf die Ergebnisse einer Oxyvenierungsstudie zur Paraoxonaseaktivität.

Eine neue Studie zeigt nun bei HDL-Werten > 60 mg/dl eine fünfzigprozentige Risikoerhöhung für einen Herzinfarkt und das Versterben an einer Herz-Kreislauferkrankung.

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