Eine vorherige Omicron-Infektion schützt vor BA.4- und BA.5-Varianten
Anders als die Impfung (doi: 10.1093/cid/ciac262) schafft die durchlebte Infektion mit einer früheren Omikronvariante, nicht aber mit einer der Wuhan-, a, y, B, delta-Variante einen Reinfektionsschutz von 79,7% für eine weitere Omikronvariante. Zu 76,1% verliefen die Reinfektionen dann auch symptomlos.
Daher ist das Testen am Arbeitsplatz vor Dienstbeginn sinnvoll, wenn man mit den geringsten Nebenwirkungen die Inzidenz begrenzen will – 76,1% der Virusverbreiter würden ohne Testung nicht erfasst.
Unabhängig davon erzeugt jede durchlebte Erkrankung mit einem Coronavirus eine breite Grundimmunität aufgrund der allen Coronaviren gemeinsamen Antigenstrukturen, den sogenannten konservierten Viruseigenschaften, die davor schützt, dass man auf welche Variante auch immer, unvorbereitet wäre.
Hier hätten wir keine Herdenimmunität, wenn aber 76,1% trotz Erkrankung gesund bleiben, kann man damit gut leben.
„Cross-reactive SARS-CoV-2 peptides revealed pre-existing T cell responses in 81% of unexposed individuals and validated similarity with common cold coronaviruses, providing a functional basis for heterologous immunity in SARS-CoV-2 infection.„ doi.org/10.1038/s41590-020-00808-x
„Finally, the fact that already more than 1,400 epitopes have been identified—also considering that many HLA alleles and regions of the SARS CoV2 proteome are relatively less studied—highlights that a large breadth of epitopes are recognized in human populations, making it unlikely that SARS CoV2 variants might escape T cell recognition at the population level„ DOI:https://doi.org/10.1016/j.chom.2021.05.010 Review aus 25 Studien
Die Omicron BA.4- und BA.5-Subvarianten von SARS-CoV-2 haben sich bei der Umgehung der Immunabwehr von Menschen als heimlicher erwiesen als alle ihre Vorgänger. Neuere Forschungen zeigen jedoch, dass eine frühere Infektion mit einer älteren Variante (wie Alpha, Beta oder Delta) einen gewissen Schutz gegen eine erneute Infektion mit BA.4 oder BA.5 bietet und dass eine frühere Omicron-Infektion wesentlich effektiver ist. Das war das Ergebnis einer Studie, die alle COVID-19-Fälle in Katar seit Beginn der BA.4- und BA.5-Infektionswelle auswertete 1 . Die Arbeit, die am 12. Juli auf dem medRxiv-Preprint-Server veröffentlicht wurde und noch nicht von Experten begutachtet wurde, fließt in eine breitere Forschung darüber ein, „wie verschiedene Immunitäten miteinander kombiniert werden“, sagt Co-Autor der Studie, Laith Abu-Raddad, ein infektiöser Krankheitsepidemiologe bei Weill Cornell Medicine-Qatar in Doha. Jeder hat eine andere Immungeschichte, da Menschen im Laufe der Pandemie unterschiedliche Kombinationen von COVID-19-Impfstoffen erhalten haben und sich mit verschiedenen Varianten infiziert haben. „Unterschiedliche Vorgeschichten statten Menschen mit unterschiedlicher Immunität gegen eine bevorstehende Infektion aus“, sagt Abu-Raddad. Zu wissen, wie diese verschiedenen Immunantworten in einer Person interagieren, wird „sehr wichtig für die Zukunft der Pandemie“, fügt er hinzu.
Natürliche Immunität Um zu sehen, wie viel Schutz frühere Infektionen gegen die beiden Omicron-Untervarianten bieten, analysierten Abu-Raddad und Kollegen COVID-19-Fälle, die zwischen dem 7. Mai dieses Jahres – als BA.4 und BA.5 zum ersten Mal in das Land kamen – und dem 4. Juli in Katar registriert wurden. Sie untersuchten die Anzahl der zuvor infizierten Personen, die positiv oder negativ auf COVID-19 getestet wurden, und identifizierten, welche Infektionen durch BA.4 oder BA.5 verursacht wurden, indem sie positive Testproben untersuchten, um festzustellen, ob sie ein Protein enthielten, das diese Untervarianten fehlen. Sich schnell entwickelnde COVID-Varianten erschweren Impfstoffaktualisierungen (siehe letzten Artikel des Newsletters!)
Die Forscher fanden heraus, dass eine Infektion mit einer Prä-Omicron-Variante eine Reinfektion mit BA.4 oder BA.5 mit einer Effektivität von 28,3 % und eine symptomatische Reinfektion mit einer der Subvarianten mit einer Effektivität von 15,1 % verhinderte. Eine frühere Infektion mit Omicron gewährte einen stärkeren Schutz: Es war zu 79,7 % wirksam bei der Verhinderung einer BA.4- und BA.5-Reinfektion und zu 76,1 % wirksam bei der Verhinderung einer symptomatischen Reinfektion.
Obwohl es kontraintuitiv erscheint, einen stärkeren Schutz gegen eine Reinfektion als gegen eine symptomatische Reinfektion zu sehen, sagen die Forscher, dass dieser Effekt mit früheren Studien übereinstimmt und wahrscheinlich durch die Schätzungen mit breiten Konfidenzintervallen verursacht wird.
Zeit zwischen Infektionen „Das ist eine gute Studie“, sagt Kei Sato, Virologe an der Universität Tokio. Er weist jedoch darauf hin, dass die Zeitspanne zwischen Erst- und Zweitinfektion die Ergebnisse beeinflusst haben könnte. Frühere Varianten gibt es schon länger als Omicron, das erst Ende 2021 auf den Markt kam. Und mehrere Studien, darunter eine vom selben Team in Katar 2 , haben gezeigt, dass die natürliche Immunität gegen SARS-CoV-2 mit der Zeit nachlässt. Alex Sigal, Virologe am Africa Health Research Institute in Durban, Südafrika, stimmt dem zu. „Die Zeit, die seit Ihrer ursprünglichen Infektion vergangen ist, ist mit Omicron viel kürzer, daher ist das wirklich kein fairer Vergleich„, sagt er. Sigal fügt hinzu, dass der Impfstatus der Teilnehmer aus den Ergebnissen unklar ist, ebenso wie Informationen darüber, ob Primärinfektionen vor oder nach der Impfung stattgefunden haben, was eine wichtige Überlegung sein könnte.
Laut Abu-Raddad war der Zweck der Studie, zu untersuchen, wer derzeit am anfälligsten für eine Reinfektion ist, und nicht, einem bestimmten Virusstamm eine natürliche Immunität zuzuschreiben. Er sagt, dass das Design der Studie die Auswirkungen der Impfung kontrolliert, und das Team führte eine Sensitivitätsanalyse durch, um den Impfstatus anzupassen, deren Ergebnisse mit den allgemeinen Schlussfolgerungen übereinstimmten. „Die Immunität, die Sie durch diese Omicron-Infektionen erhalten, schützt Sie tatsächlich bis zu einem gewissen Grad vor anderen Omicron-Unterlinien„, sagt Sigal. „COVID ist jedoch überall“, warnt Sato. „Es kann sich leicht zu einer neuen Variante entwickeln.“ doi: doi.org/10.1038/d41586-022-01950-2
Zusammenfassend bestätigt diese Studie also, dass eine kürzliche Infektion die höchste Antigenverwandschaft mit den Unterarten und somit auch die passenste Immunantwort bereithält. Wir sehen, dass die Immunantwort mit der Zeit abfällt, weil der Trigger fehlt, also ein lehrbuchhafter Verlauf. Wir sehen auch, dass das Immunsystem nicht vergisst und aus seinen Memory-Cells schnell wieder eine adäquate Antwort entwickeln kann.
Eine T-Zellantwort kann über Jahre aktiv bleiben und wirken sehr effektiv. doi.org/10.1038/s41467-021-24730-4 Had COVID? You’ll probably make antibodies for a lifetime doi: doi.org/10.1038/d41586-021-01442-9 SARS-CoV-2-specific T cell memory is sustained in COVID-19 convalescent patients for 10 months with successful development of stem cell-like memory T cells doi.org/10.1038/s41467-021-24377-1
Wir erkennen auch, dass die ungeimpft erkrankten Menschen eine schnellere Clearingrate der vermehrungsfähigen Viren haben, als die Geimpften. www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMc2202092 Siehe die Grafik weiter unten! DOI: 10.1056/NEJMc2202092
Angesichts dieser harten wissenschaftlichen Daten bedarf es einer Überprüfung und Anpassung der für Ende September von der Regierung verabschiedeten Infektionsschutzregelung der Zugangsbeschränkung, die sich an der Anzahl der Impfungen orientiert. Denn hier werden Freiheitseinschränkungen gesetzt, die sich nicht wissenschaftlich halten lassen. |