Gesundheitsnewsletter vom 22.07.2017
Wieder einmal wichtige Themen hinsichtlich der Patientenverfügung und der Möglichkeiten selbst für seine Gesundheit zu sorgen. Bei Unsicherheiten vereinbaren Sie doch einen Termin. Ein personalisiertes individualmedizinisches Konzept ist möglich, denn Allaussagen und Mittelwerte treffen oftmals nicht zu.
Die Themen:
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Zukunftsmusik, die DNA ist ein Speichermedium für Filme.
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FODMAPs sind gut für die Dickdarmflora, manch einer verträgt sie aber nicht.
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Barrett-Ösophagus – was ist das und wie gefährlich ist es?
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Patientenverfügung – ein nicht unwichtiges Thema und viele Verfügungen sind nutzlos, warum?
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Was ist an den Bauernhofkeimen so allergieschützend?
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Molekülanalyse mit einem Kernspintomographen
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Es gibt einen neuen Serummarker für die Aktivität der MS.
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Vitamin D beeinflusst das Kolonkarzinom
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Neues zum Microenvironment von Tumoren
Zukunftsmusik, die DNA ist ein Speichermedium für Filme.
Forscher haben erstmals einen Film von 5 Bildern Länge auf die Erbinformation eines Bakteriums gespielt und diese Bilder dann auch reproduzieren können. Man will mit solchen Methoden die Entwicklung von Krankheiten oder Krebszellen besser erfassen können. Das dürfte auch irgendwann gelingen. Speicherplatz gibt es genug.
FODMAPs sind gut für die Dickdarmflora, manch einer verträgt sie aber nicht.
FODMAPs sind Fruktose, Laktose, Oligo- und Polysaccharide sowie Polyole. Gerade die Oligo- und Polysaccharide sind gut für die Dickdarmflora, da sie die Nahrung der Säuerungsflora sind, die uns mit kurzkettigen Fettsäuren für die Ernährung der Darmschleimhaut versorgen. Doch einige Menschen kommen mit diesen Untermietern wohl nicht klar. Zu Fruchtzucker gibt es Lebensmittellisten mit deren Gehalt; leider wird er oft zugesetzt, auch wenn drauf steht, dass es ohne Zuckerzusatz sei. Laktose – Es gilt die Daumenregel, je frischer die Milch ist, umso mehr Milchzucker ist auch drin. Verwirrend ist, das Milchzucker oft in Lebensmittel zugesetzt wird, in denen man es nicht erwarten würde, also z.B. Dauerwurst. Zu den Oligo- und Polysacchariden gehören Inulin, Fructo- und Galacto-Oligosaccharide sowie Levane. Davon sind besonders viele Anteile in Weizen, Roggen, Gerste, Artischocken, Roter Beete, Lauch, Fenchel, Chicoree, Frühlingszwiebeln, Schalotten, Hülensfrüchten wie Linsen, Erbsen, dicken Bohnen, Sojabohnen, Kichererbsen, aber auch Pistazien und Cashewkernen. Polyole sind Xylit, Maltit, Sorbit, Mannit.
Barrett-Ösophagus – was ist das und wie gefährlich ist es?
Was ist ein Barrett-Ösophagus? Wenn die Speiseröhre einen geringen Eigentonus hat, dann kann auch Magensäure die Speiseröhre aufwärts wandern. Man spricht dann von einer Refluxkrankheit. (GERD). Besteht dieses Sodbrennen, so heißt es nur, wenn man es auch spürt, längere Zeit, kann es zur Umwandlung des Deckepithels der Speiseröhre in das Zylinderepithel des Magens kommen, man spricht dann von einer Metaplasie. Findet der Pathologe in dieser Zone der Metaplasie auch Zellen einer bösartigen Veränderung, dann spricht man von Dysplasie. Daraus entwickelt sich dann mit einer Wahrscheinlichkeit von 13% pro Jahr ein Karzinom. Daher ergeht nun die Empfehlung, solche Veränderungen bereits frühzeitig mit einer Radiofrequenzablation zu eliminieren, also ein lokales Hitzeverfahren, weil die Neigung zum Voranschreiten der Erkrankung dadurch um 25 % gesenkt wird. Der Einsatz von Protonenpumpenhemmern erhöht den pH-Wert der Magensäure und senkt die Aggressivität in der Speiseröhre, allerdings um den Preis anderer Nebenwirkungen. Höhergradige neoplastische Veränderungen, also entdifferenziertere Zellen, sollen dann per Endoskopp chirurgisch entfernt werden. In diesem Zusammenhang soll dann die gesamte Barrettschleimhaut entfernt werden. Dieses Verfahren hat die längste rezidivfreie Heilungsrate. Quelle: Medical Tribune 52. Jahrgang Nr. 27/28, 14. Juli 2017 unter Bezug auf Seewald S et al. Swiss Medical Forum 2017; 17: 135-142, die ich allerdings nicht finde, wohl aber einen Artikel von Prof. Dr. med. Christian Alexander Gutschow in jenem Swiss Medical Forum, in dem die Wirksamkeit dieser Maßnahmen infrage gestellt wird.
So beschäftige ich mich schon länger mit dem Thema und Leser meiner Newsletter wissen, das Histamin ein Auslöser für das Erschlaffen des Speiseröhrentonus ist, dass es die Öffnung des Magens nach unten behindert und die Magensäureproduktion anregt. Ursachenorientierte Therapie setzt also beim Ernährungsverhalten, der Funktion der Bauchspeicheldrüse und der Darmflora an. Magensäurebildung wird nicht gehemmt, sondern am Übergang zur Speiseröhre neutralisiert. Hierfür gibt es gute aluminiumfreie Antazida auf Alginatbasis, die durch CO2-Zusatz den Weg an diese Stelle finden, wenn man sich nicht gerade hinlegt. Sollte sich der Magenausgang nach unten nun aber gar nicht öffnen wollen, gibt es seit kurzem ein Medikament, den sogenannten Ghrelin-Rezeptor-Agonist Relamorelin, den man 2 x /d s.c. injizieren muss. Das wir aber sicherlich die Ausnahme bleiben.
Patientenverfügung – ein nicht unwichtiges Thema und viele Verfügungen sind nutzlos, warum?
Die wenigsten Patienten haben eine Patientenverfügung und wenn diese dann greifen soll, dann ist keine da und ein Betreuer, der keine Beziehung zu einem hat, wird gerichtlich bestellt. Daher wäre es gut, solche Fragen im Vorfeld zu klären. In so einer Verfügung muss klar geregelt sein, dass ein vorhandener Herzschrittmacher abgeschaltet wird, wenn der Sterbeprozess beginnt oder die Lebensqualität nicht mehr der hinterlegten Verfügung entspricht. Es sollte auch eine Stufenregelung für den möglichen Krankheitsverlauf beschrieben werden.
Wer akut einen Unfall, Herzinfarkt oder Schlaganfall erleidet, sollte auch akut maximal versorgt werden, um zu schauen, wie eine mögliche Regeneration erfolgt. Dafür muss man auch ein vertretbares Zeitfenster vorsehen. Ich habe auf der Intensivstation schon Menschen mit Schlundkrämpfen, also Stammhirninfarkten, erlebt, die nach zwei Wochen selbstständig gehend die Klinik in Richtung Reha verlassen haben. Es gibt natürlich auch Fälle, wo die Patienten bettlägerig oder komatös bleiben, nicht sprechen können, Denk- und Gedächtnisverluste, Sprach- und Schluckstörungen haben.
Soll so eine Verfügung aber greifen, müssen solche situativen Symptome nachvollziehbar beschrieben sein, denn ansonsten greift die Verfügung ins Leere. Dazu gehören dann auch genaue Beschreibungen der Maßnahmen, die man für eine Lebensverlängerung noch akzeptiert. Eine Woche ohne Trinken und ohne Infusion endet nämlich zwangsläufig tötlich. Das wäre dann auch eine Vorgabe zur Verhinderung einer Lebensverlängerung und dass möglicherwiese mit palliativen Maßnahmen, wie der Schmerzlinderung mit Opiaten. Solche individuellen Fragen sind sicherlich ncht innerhalb einer Sprechstunde abgehakt. Fachleute gehen hier von dreistündigen Gesprächen als Grundlage für so eine Verfügung aus.
Was ist an den Bauernhofkeimen so allergieschützend?
Es handelt sich bei diesen Keimen um eine besondere Sialinsäure, die N-Glykolylneuraminsäure (Neu5Gc), welche vor Entzündungen in der Lunge schützt. Wenn man die Sialinsäure oder Neuraminidase klassischerweise im Blut bestimmt, geht man immer von Virusinfekten oder Krebsgefahr aus. Auf diesem Prinzip beruht die Therapie mit Neuraminidasehemmern bei einem aufkeimenden Grippeinfekt. Da Menschen keine N-Glykolylneuraminsäure (Neu5Gc) bilden können, erleben sie die als fremd. Sie bilden daher Antikörper dagegen aus und die kann man messen. Bauernhofkindern mit geringerem Allergie- und Asthmarisiko haben auch die höchsten AK-Spiegel gegen N-Glykolylneuraminsäure (Neu5Gc).
Andere Autoren interpretieren die Bedeutung der N-Glykolylneuraminsäure (Neu5Gc) anders, indem Sie hinsichtlich deren Vorkommen in der Nahrung eine Krebsgefahr diskutieren, aber nicht belegen können und auch keine Antikörperspiegel gemessen haben.
Molekülanalyse mit einem Kernspintomographen
Mit einem Quantensensor kann man die Struktur einzelner Proteine Atom für Atom untersuchen. Nahezu jede Erkrankung hat in Ihrer Ausprägung ein fehlerhaftes Protein. Unter der Idee, dass die Ausprägung der einzelnen Krankheiten mitochondrial gesteuert wird, müsste eigentlich parallel zu den beschriebenen Untersuchungen auch das Mitochondrium der betroffenen Zielstrukturen gescannt werden. Eine Einzelmessung des Kernspins schafft solche Aussagen nicht, aber eine Messserie schafft eine ausreichende Sicherheit in der Streubreite der Schwingungen, so dass man mit dieser Messmethode sehr genaue Aussagen treffen kann.
Es gibt einen neuen Serummarker für die Aktivität der MS.
Die Leichtkette eines Neurofilamentes hat in der Blutbahn oder der Hirnflüssigkeit nichts zu suchen, denn sie zeigt neuoaxonale Schäden an und die wollen wir gar nicht haben. Insofern ist es auch nicht spezifisch für MS, kann aber als Verlaufsparameter herangezogen werden, wie Privatdozent Jens Kuhle vom Universitätsspital in Basel, Schweiz, auf dem 3rd Congress of the European Academy of Neurology, Amsterdam, 24.–27.6.2017 in der Auswertung der Phase-III-Studien TRANSFORMS und FREEDOMS vorgestellt hat.
Quelle: 06.07.2017 | Multiple Sklerose | Nachrichten – Neurofilament
Vitamin D beeinflusst das Kolonkarzinom
Das Vitamin D die Progression des Kolonkarzinoms beeinflusst, wurde in der Phase-2-Studie SUNSHINE belegt. Die hoch dosierte Vitamin-D-Gabe (8000 I.E./d) steigerte das progressionsfreie Überleben signifikant um 2 Monate – dies im Vergleich zur Gabe von niedrig dosiertem Vitamin D (4000 I.E./d). Die hohe Dosis erhöhte nicht die Toxizität der Chemotherapie. In der Hoch-Dosis-Gruppe traten auch signifikant weniger schwere Durchfälle (Grad 3 und 4) auf als bei den Patienten mit niedrig dosiertem Vitamin D (12% vs. 1%; p = 0,02). Berücksichtigt man, dass die Niedrig-Dosis-Gruppe gegenüber der Hochdosis-Gruppe hinsichtlich des körperlichen Fitnesszustandes anfangs im Vorteil gewesen war, so befanden sich 60% der Patienten in bestmöglichem gesundheitlichem Zustand. Bei der Hoch-Dosis-Gruppe traf dies nur auf 42% zu. Mit anderen Worten ging es der Hoch-Dosis-Gruppe unter der Vitamin-D-Supplementierung besser, obwohl sie körperlich weniger fit war als die Vergleichsgruppe.
Quelle: Hochdosis-Vitamin-D bei Darmkrebs mit Metastasen: Verlängert in Phase-2-Studie die progressionsfreie Zeit - Medscape - 26. Jun 2017.
Was schlussfolgert ein präventivdenkender Mensch daraus? Lass das Kind nicht erst in den Brunnen fallen, akzeptiere das bekannte Wissen und nutze es für Dich oder wie heißt es doch an anderer Stelle: .."und führe uns nicht in Versuchung".
Neues zum Microenvironment von Tumoren
Ein kleine amerikanische Studie zeigt, das eine verabreichte Chemotherapie die Ausbreitung von Metastasen fördert, weil das Chemotherapeutikum den Krebszellen den Eintritt in die Blutbahn erleichtert. Der nächste Filter ist dann entweder die Leber, wenn es denn Krebszellen der unteren Region sind oder spätestens die Lunge, wo ja alle Blutzellen durch müssen. In der Konsequenz wird also postuliert, dass eine Chemotherapie, die unter der Idee der Tumorverkleinerung einer Operation vorgeschaltet wird, dem Patienten eher schadet als nutzt. Sowohl in Schweden, als auch wohl in den Niederlanden, wie der Experte Emil Rutgers konstatiert, wird kleinen Tumoren, die die Frauen nicht selber tasten können, keine Bedeutung zugemessen, da diese oft von alleine verschwinden und die Überlebenszeiten gegenüber einem früheren Entdecken sich nicht verbessern.
Die Verbesserung des Microenvironmentest halte ich nicht nur bei Krebs für sehr wichtig und dazu gehört auch die Optimierung der Mitochondrienfunktion. Ich berate Sie da gerne.