Gesundheitsnewsletter vom 21.9.2014

von | 21. September 2014

Gesundheitsnewsletter vom 21.09.2014

Die Themen:

  • Der Augenarzt kann die Vorboten des M. Parkinson erkennnen und den Verlauf dokumentieren

  • Makuladegeneration und intravenöse Sauerstofftherapie

  • Alzheimerdemenz, welche Lebensstilfaktoren können wir beeinflussen ? Welche bildgebende Diagnostik gibt es ? Welche Bedeutung hat das bei Krebserkrankungen ?

  • Nervenschäden im Rahmen einer peripheren Neuropathie sind die Hauptursache für Amputationen von Gliedmaßen aber auch für Restless Legs.
    Erneut wurde belegt, dass diese Nervenschäden auch auf Rückenmarksebene und im Gehirn vorhanden sind und dort möglicherweise zuerst entstehen.

  • Ausdauersportler und dennoch krank, wie kann das sein ?

  • Vitamin D und die Gefäßneubildung


Der Augenarzt kann die Vorboten des M. Parkinson erkennnen und den Verlauf dokumentieren

Die optische Kohärenz-Tomographie (OCT) kann die einzelnen Zellagen der Nervenfaserschicht in der Retina in einer farbcodierte Brillianz darstellen, die einem histologischen Schnittbild gleichkommt. So kann man Nervenfaserschwund bei der Makuladegeneration oder beim Glaukom im Mikrometerbereich dokumentieren. Die neusten Geräte, sogenanntes Fourier Domain OCT, können nun die Beziehung zwischen der Schwere des M. Parkinson und  dem Zelluntergang in der Netzhaut der Patienten  nachweisen. Je dünner die Netzhaut ist umso länger besteht der M. Parkinson,. Besondere Segmente der Netzhaut korrelieren mit dem Nervenfaserschwund und mit der Ausprägung des M. Parkinson. Bei MS gibt es wohl ähnliche Beziehungen. Quelle: Satue M, et al.: Retinal thinning and correlation with functional disabiliy in patients with Patients with Parkinson's disease, Br J Ophthalmic 2014; 98: 350-5


Makuladegeneration und intravenöse Sauerstofftherapie

Therapien mit off label use, wie medizinischer Sauerstoff in die Vene, werden im Allgemeinen sehr kritisch betrachtet. Um bei einer Makuladegeneration oder einem Glaukom von einem Augenarzt hierzu eine Empfehlung zu bekommen, benötigt dieser einer wie auch immer gearteten Eigenerfahrung. In der Letzten Woche hatte so ein Augenarzt so eine Erfahrung. Eine meiner Patientinnen mit beginnender altersbedingter trockener Malukadegeneration hatte sich einer Therapieserie mit intravenösem Sauerstoff unterzogen und war zu Ihrem augenärztlichen Kontrolltermin gegangen. Der Fachkollege sei überraschend interessiert gewesen, weil er so etwas, nämlich das Verschwinden dieses Befundes, noch nicht erlebt hat. Ich bin gespannt, ob er sich mal meldet, um mehr darüber zu erfahren.


Alzheimerdemenz, welche Lebensstilfaktoren können wir beeinflussen ? Welche bildgebende Diagnostik gibt es ? Welche Bedeutung hat das bei Krebserkrankungen ?

Die Alzheimerdemenz und vermutlich auch die Altersdemenz sind durch vielen Umwelt- und Lebensstilfaktoren mitverursacht. Der zweitgrößte Einfluss soll auf die komfortable Inaktivität zurück zu führen sein. Diese Bewegungsarmut ist in Europa der Haupteinflussfaktor für 1,5 Millionen Betroffene. Dieser Faktor wird in seiner Wertigkeit aufgeweicht, weil andere Einflussgrößen, wie Übergewicht, Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Rauchen und depressive Verstimmung damit eng verknüft sind. Nicht zu vergessen ist aber auch der direkte Einfluss auf die Hirnaktivität. Hier gilt wieder use it or loose it, nutze oder verliere es. Ein Bildungsstand, der dem Abitur entspricht, könnte 19% der Alzheimerfälle soweit beeinflussen, dass man sie so kompensiert, dasss man seine Selbstständigkeit behalten kann. Zusammen mit dem zweitgrößten Faktor soll das 28% ausmachen, also mehr als ein Viertel der Fälle. Quelle. Für die Therapie setzt man große Hoffnng auf Antidepressiva aus der Gruppe der Serotoninwiederaufnahmehemmer oder Johanniskraut. Das Schlafmittel ungünstig sind, schrieb ich schon letzte Woche.
Die beginnende Alzheimerdemenz lässt sich bereits 10 Jahre vor ihrem Ausbruch erkennen. Dazu benutzt man ein Amyloid-PET, das ist ein Positronen-Emmissions-Tomogramm, dass mit einem MRT (Kernspin) gekoppelt ist und bei dem FDG, ein radioaktiv markierter Zucker, in die Blutbahn gegeben wird. Damit kann man auch Synucleopathien wie M. Parkinson dokumentieren. Der Verlauf oder die Abgrenzug zu anderen Hirnerkrankungen ist durch den Zuckerumsatz zu erkennen. Früher als 10 Jahre vor Ausbruch sind die Aussagen dürftig. So eine Untersuchung ist in Bremen möglich.
Bei Krebserkrankungen ist der Tumor im Gesunden entfernt und nachfolgend soll dann eine Chemotherapie zur Sicherheit erfolgen. Damit haben viele Menschen ein ungutes Bauchgefühl, da sie nach dem "Warum" fragen, wenn der Tumor entfernt wurde. Das begründende Argument ist die Vermutung von Mikrometastasen. Deren Verhalten ist von der Mikroumgebung der metastasierten Zellen abhängig. Wird diese geschwächt, ist das für das Tumorwachstum eher günstig, dass gilt es also zu vermeiden. Diese PET-MRT-Untersuchung kann mit einer gewissen Sensitivität solche gefährlichen Mikroumgebungen (microenvirement) aufspüren und eine Entscheidungshilfe für das weitere therapeutische Vorgehen sein.


Nervenschäden im Rahmen einer peripheren Neuropathie sind die Hauptursache für Amputationen von Gliedmaßen, aber auch für Restless Legs.
Erneut wurde belegt, dass diese Nervenschäden auch auf Rückenmarksebene und im Gehirn vorhanden sind und dort möglicherweise zuerst entstehen.

MRT-Untersuchungen zeigen einen verminderten Querschnitt der Nervenstrukturen auf Rückenmarksebene und eine Verminderung der grauen Hirnmasse bei neuropathischen Erkrankungen mit und ohne Schmerzwahrnehmung. Das dieser Prozess im Gehirn beginnt, wird eindrücklich, wenn man die Leidensgeschichte von Unfallopfern mit Beinaputationen und dem erst später auftretenden Diabetes mellitus mit der sogenannten peripheren Neuropathie betrachtet. Diese entwicken nämlich auch in dem schon vor Jahrzehnten amputierten Bein Phantomschmerzen einer sogenanten peripheren Neuropathie. Warum die einen Schmerzen haben und die anderen nicht, lässt sich radiologisch bisher nicht aufzeigen, wohl aber, dass die schmerzhaften Patienten in den Vasa nervorum, also den Blutgefäßen, die den Nerven versorgen, eine bessere Durchblutung und Sauerstoffversorgung haben. Es liegt dort eine autonome Dysfunktion vor, also ein Hinweis auf das vegetative Nervensystem, zu dessen Messung ich ja eine Untersuchungsmethode anbiete. Es können aber auch Mischformen auftreten, bei denen peripher der Nerv verkümmert und zentral eine Aktivitätssteigerung erfolgt. Dass findet man mitunter auch bei sog. zentralem Tinnitus. Es gibt Fällen von schmerzhaften und schmerzlosen ruhelosen Beinen, bei denen man im MRT zeigen kann, dass die peripheren Körperstrukturen im Gehirn auf andere Regionen verschaltet sind, also die Beine z.B. auf die Arme. Diese Diagnostik läuft dem Verlauf aber hinterher und daher gilt es, den Gefährdeten so früh zu erreichen, dass er seinen Lebensstil korrigiert, bevor das Leiden sich unumkehrbar manifestiert hat. Quellen: 50th Annual Meeting of the European Association for the Study of Diabetes (EASD), 15. bis 19. September.2014, Wien; http://www.easdvirtualmeeting.org/events/8/program/days/2014-09-17. Eaton SE, et al: Lancet  2001;358(9275):35-36; http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(00)05268-5. Selvarajah D, et al: Diabetes Care 2014;7(6):1681-168; http://dx.doi.org/10.2337/dc13-2610. Selvarajah D, et al: Diabetologia 2008;51(11):2088-2092; http://dx.doi.org/10.1007/s00125-008-1139-0. Selvarajah D, et al: Diabetes Care 2011;34(3):718-720; http://dx.doi.org/10.2337/dc10-1550.


Ausdauersportler und dennoch krank, wie kann das sein ?

Insulinresistenz bei Sportlern, eine Mitochondriendysfunktion,  sollte aufmerken lassen. Hier scheinen vermehrt Ceramide gebildet zu werden, die das Signal für den Insulinrezeptor aufhalten. Ceramide können auch in Polyamine abgebaut werden und als Proliferationsfaktor und Hemmstoffe des natürlichen Zelltodes wirken. Ein zu wenig an Ceramiden geht mit trockener Haut, Neurodermitis und Schuppenflechte einher. Ausgangssubstanz ist die pflanzliche Omega-6-Fettsäure Linolsäure. Zusammen mit Phophatidylcholin ist es für die Membranstabilität verantwortlich; dieses zeigt sich auch bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Antidepressiva scheinen Einfluß auf die Ceramidbildung zu haben. Ceramide hemmen nämlich auch die Neubildung von zentralen Nervenstrukturen.
Zurück zu unserem Sportler. Diesem kann dennoch geholfen werden, denn nur die aerobe Ausdauerleistung fördert die Ceramidbildung. Kurze mehrmalige anerobe Belastungen/Tag schaffen hier Abhilfe.  Das wäre z.B. ein 60-sekündiger Sprint mit einer kurzen Erholung und dessen mehrmalige Wiederholung. Das leert die Glycogenreserven der Muskulatur und fördert schneller die Fettverbrennung. Ach ja, 21 Kilometer Walken pro Woche bringt mehr als 21 Kilometer Joggen, wenn man sich am Body Mass Index orientiert.


Vitamin D und die Gefäßneubildung

Zum Vitamin D wird viel geschrieben, unter anderm auch darüber, dass ein Mangel mit Bluthochdruck vergesellschaftet sei. Nun wird auch erklärt, warum eine Optimierung der Vitamin-D-Versorgung die Blutdrucksituation verbessert. Das als Hormon wirksame Vitamin D fördert nämlich die Gefäßneubildung, in dem sich die Produktion eines bei Sauerstoffmangel notwendigen Proteins erhöht. Eine Vermehrung der Gefäße senkt den peripheren Widerstand, das Blut hat also mehr Platz zur Verfügung, der Druck kann sinken. Es handelt sich um den HIF1a, also den Hypoxie induzierbaren Faktor 1alpha. Dieser Faktor ist für den Start einer Vielzahl regenerativer Prozesse im Körper verantwortlich. Als Messparameter gilt derAnstieg der zirkulierenden regenerationsaktivierten Zellen im Blut. Quelle.


Ich hoffe, ich habe Ihnen mit diesem Newsletter wieder interessante Informationen zusammengestellt. Bei Fragen, Unklarheiten, Anregungen oder Themenwünschen nehmen Sie gerne Kontakt mit mir auf.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. med. Dirk Wiechert
Facharzt für Allgemeinmedizin


Email:
Internet: www.dr-wiechert.com


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