Gesundheitsnewsletter vom 06.06.2020

von | 6. Juni 2020

Macht Covid-10 tatsächlich eine Sommerpause?- Vitamin C i.v. versus oral bei Covid19 – hilft Milch bei der Calciumversorgung? -Schmerztherapie – thrombotische Gefäßverschlüsse – Praxis dr. Wiechert zieht um.
Dr. Wiechert Gesundheitsnewsletter vom 06.06.2020
Ich hoffe, dass Sie eine schöne Pfingstzeit verlebt haben und gut durch die kurze Woche gekommen sind. Es gibt heute kein Video, aber wieder interessante Informationen.
Die Themen:
 
Covid-19 wird unter warmen Temperaturen nicht minder gefährlich – Ischgl – Heinsberg – Göttingen – Bremerhaven

In Heinsberg und Ischgl waren es vielen Menschen in schlecht gelüfteten Räumen und die hatten Spaß, habe getanzt, gelacht, laut gesprochen, haben geschwitzt und sind sich häufig durchs Gesicht gefahren, hatten einen großen Ausstoß von Aerosolen, also virenbehafteter feuchter Aussprache.
Die Erkenntnis daraus ist der Schutz anderer mittels der Maske, um die Reichweite feuchter Aussprache zu begrenzen. Es wurde eine maximale Besetzung der Räume anhand der Quadratmeter oder auch Kubikmeter der Räume festgelegt und zu ausgiebigem Lüften geraten. Mißachtet man Schritt zwei hinsichtlich der Dichte, also der Anzahl der Personen pro Fäche in umschlossenen Räumen, dann ist die Wirkung der Maske viel zu gering, um von einer nachhaltigen Wirkung zu sprechen. Daher gilt der Abstand, um sich der Reichweite der Aerosole durch Abstand zu entziehen.

Beachtet man das, passiert nichts, wie die aktuellen Fallzahlen belegen und wie wir es anhand der Replikationszahl ja auch schon vor dem Shutdown hatten.

Mißachtet man so etwas, wie z.B. beim Singen in einer Kirche in Bremerhaven oder dem  Zuckerfest in Göttigen, erkennen wir wie virulent, also wie ansteckend, das Virus ist. Allein mehr als 100 Infektionen nach einem Gottesdienst sind schon eine stattliche Zahl.
In dieser Hinsicht ist es mitd er Ansteckungsgefahr solcher Erkrankungen wie Mumps, Röteln, Masern, Windpocken vergleichbar.

Der Vergleich der Auswertungen, der nun sehr gut nachverfolgten Infektionsketten, mit der Heinsberg-Studie, wird uns wertvolle neue Erkenntnisse zu der Gefährlichkeit geben.

Leser meines Alters wurden nicht gegen Mumps-Masern-Mumps-Röteln geimpft und mussten diese Erkrankungen durchleben. Die komplizierten Fälle waren gar nicht so selten. Auch ich hatte bei meiner Mumps-Erkrankung eine Hirnhautentzündung, die mich fünf Wochen im Krankenhaus festhielt, den Besuch nur durch die Glastür zuließ und erforderte, dass ich das Gehen wieder erlernen musste. Dieses schaffte ich allerdings innerhalb von zwei Tagen. Während des Aufenthaltes wurde ich x-mal mit Liquoruntersuchungen, also mindestens dreimal in der Zeit, monitoriert. Ich kann mich noch heute an die Fahrt mit dem Krankenwagen erinnern – jede kleine Erschütterung führte zu höllischem Kopfschmerz.. Gemessen an meiner heutigen Situation, scheine ich es ganz gut überstanden zu haben.

Das wir Pocken, Kinderlähmung, Tetanus, Diphterie, Masern, Mumps, Röteln, Windpocken heute quasi nicht mehr kennen, liegt daran, dass diese Erreger sich offensichtlich nur begrenzt mutieren und mit diesen Begrenzungen auf immunkompetente und durch Impfung vorgeschulte Opfer treffen.

Das Grippevirus mutiert deutlich schneller, als dass wir uns davor durch Schulung nachhaltig schützen können. Viele Gripperkrankte waren bereits geimpft. Hier erzielt man allenfalls eine Abmilderung.

Betrachtet man die Studienergebnisse aus Island, wo man bereits von den Infektionen in Ischgl wusste, also die Österreicher das noch nicht hören wollten, erkennt man, dass man anhand von Mutationen, die innerhalb von ein bis zwei Wochen aufgetreten sind, erkennbar war, ob der Patient sich bei jemanden aus England, den Niederlanden, Italien, Deutschland etc. infiziert hat. DOI: 10.1056/NEJMoa2006100
Somit bin ich hinsichtlich der Wirkung einer Impfung gegen COVID-19 noch wenig euphorisch und äusserst zurückhaltend eingestellt.

Daher müssen wir einen Modus vivendi finden, um weiterzuleben.
In meiner Praxis gilt daher weiterhin Maskenpflicht für Patienten und Mitarbeiter, hereinkommende Patienten kommen unmittelbar zur angeleiteten Desinfektion der Hände an den Tresen, wir wahren die Abstände und haben Trennwände, wir haben faltbare Acrylwände (Paravents) um den visuellen und Gesprächskontakt unter den Patienten weiterhin zu ermöglichen, die Fenster und die Praxistür sind nahezu stets geöffnet, so dass sich keine erhöhte Erregerdichte in der Raumluft ergeben kann und fraglich infizierte Patienten werden ausserhalb der Praxis im Infektmobil behandelt. Vermeidbare Anwesenheits-Kontakte einer Befundbesprechung werden telefonisch organisiert.
Vielleicht sollten wir noch einmal genau hinschauen, was der Menschheit geholfen hat, um das SARS-COV-1 zu überstehen, das sich ja offensichtlich zwischendurch völlig zurückgehalten hat, bevor dessen Mutation zu SARS-COV-2 das heutige Comeback ermöglichte.

Fußbodenheizung und schnelles Abtrocknen der Aerosole hemmen das Virus. Warme klimatische Gegenden haben offensichtlich dennoch zu viel Luftfeuchtigkeit, um das zu verhindern. Hier unterscheidet sich SARS-COV-2 deutlich von den Grippeviren.
doi: 10.1503/cmaj.200920

Phylogenetic network of 160 SARS-CoV-2 genomes. Node A is the root cluster obtained with the bat (R. affinis) coronavirus isolate BatCoVRaTG13 from Yunnan Province. Circle areas are proportional to the number of taxa, and each notch on the links represents a mutated nucleotide position. The sequence range under consideration is 56 to 29,797, with nucleotide position (np) numbering according to the Wuhan 1 reference sequence (8). The median-joining network algorithm (2) and the Steiner algorithm (9) were used, both implemented in the software package Network5011CS (www.fluxus-engineering.com/), with the parameter epsilon set to zero, generating this network containing 288 most-parsimonious trees of length 229 mutations. The reticulations are mainly caused by recurrent mutations at np11083. The 161 taxa (160 human viruses and one bat virus) yield 101 distinct genomic sequences. The phylogenetic diagram is available for detailed scrutiny in A0 poster format (SI Appendix, Fig. S5) and in the free Network download files.
Phylogenetic network analysis of SARS-CoV-2 genomes
Peter Forster, Lucy Forster, Colin Renfrew, and View ORCID ProfileMichael Forster
PNAS April 28, 2020 117 (17) 9241-9243; first published April 8, 2020
doi.org/10.1073/pnas.2004999117
 
Vitamin-C-Infusion verkürzt die Beatmungsdauer bei SARS-COV-2-Infektion – Meta-Analyse anhand von 1.766 Patienten

Meta-Analyse: Vitamin C may reduce the duration of mechanical ventilation in critically ill patients: a meta-regression analysis
Die Beatmungsdauer verkürzte sich bei Einsatz der Vitamin-C-Infusion im Durchschnitt um 14%, bei 7 Tagen also um etwa einen Tag.
Je schwerer das Erkrankungsbild, umso größer zeigte sich der Benefit der Vitamin-C-Infusion.
Orale Ergänzungen waren wirkungslos. doi: 10.1186/s40560-020-0432-y

 
Zur Osteoporosevorbeugung benötigt man Calcium – die Milch macht’s gemäß der SWAN-Studie nicht!

Die SWAN, (Study of Women’s Health across the Nations) untersuchte 3300 Frauen auf die Zusammenhänge der Osteoporose oder pathologischen Frakturen, also Knochenbrüchen ohne angemessene Ursache, zu deren Konsum von Milchprodukten als Calciumlieferanten.
Das Fazit: Bringt nichts.  DOI: 10.1097/GME.0000000000001555

Ich messe daher Calcium und Phosphor im Vollblut und im Serum, schaue mir im 2. Morgenurin die Crosslinks für die Aktivität des Knochen- Knorpelumsatzes an, überprüfe mit dem Säure-Base-Status nach Sander die Fähigkeit der Säureausscheidung über die Niere, vergleiche das mit vorhandenen Knochendichtemessungen und konzipiere daraus eine individuelle Therapie, zu der es dann ggf. auch notwendig ist, einen Zahnarzt hinzuzuziehen

 
Schmerzen sind ein leidvolles Thema – neue Studienergebnisse
bei chronischem Rückenschmerz

Pregnenolon ist ein Steroidhormon und die Vorform des Hydrocortison; es wird in den Mitochondrien der Nebennieren gebildet. Nach neuen Studienergebnissen ist es auch ein Schmerzmedikament, das am zentralen Nervensystem seine schmerzlindernde Wirkung entfaltet und daher andere Opioidanalgetikata unterstützen oder ersetzen kann.
Die Dosierung erfolgt einschleichend und das 2x/d. Absolute Dosisempfehlungen fehlen noch.
doi: 10.1001/jamanetworkopen.2020.0287
Weitere Informationen zu Pregenenolon auf der HP einer endokrinologischen Praxis.

 
Anti-Phospholipid-Antikörper
Wann immer sich Schwangerschaftskomplikationen, arterielle Thrombosen, venöse Thromboembolien zeigen oder unerklärt erhöhte D-Dimere vorliegen, sollte man sie abklären.

Bei jeder 10. Thrombose der Venen, jedem 14. trockenen Hirninfarkt, jedem 11. Herzinfarkt und jeder 6. Schwangerschaftskomplikation  findet man Anti-Phospholipid-Antikörper.
Herzklappenfehler sind häufig mit Antiphospholipid-Antikörpern assoziiert.
Phospholipide sind die Startsubstanz für die aktivierte arterielle Thromboplastinzeit, die aPTT. Ist diese verlängert, könnten Antikörper gegen das Phospholipid die Ursache sein. Mit Antikörpern meint man Lupus-Antikoagulans, Anti-Cardiolipin-IgG oder -IgM sowie  IgG und IgM auf Anti-ß2-Glykoprotein-1. doi: 10.1111/joim.13022

Diese Untersuchung gehört trotz dieser Häufung nicht zu den Leitlinien

Cardiolipin kommt beim Menschen nur in der inneren Membran der Mitochondrien vor. Cardio heißt es, weil es zuerst im Herzgewebe gefunden wurde.

Cardiolipin-AK dürften also auch das Cardiolipin der inneren Mitochondrienmembran angreifen! 
Dazu gibt es eine Studie, die das widerlegt. DOI: 10.1046/j.1365-2249.1998.00562.x
Allerdings wird gezeigt, dass die Mitochondrien dennoch angegriffen werden.

Andere Beobachtungen zeigen eine schwache Fluoreszens an den Mitochondrien enzelner Gewebe der Nierentubuli oder der Leber

Es gibt aber direkte antimitochondriale Ak, z.B. Anti-M2-AK, mit guter Studienlage.

Cardiolipine sind die einzigen Phospholipide, die die Mitochondrien selbst produzieren.

Wer von der Erkrankung betroffen ist, benötigt Therapien, die die Gerinnungsaktivität und die Aktivität der Autoimmunerkrankung behandeln.

The antiphospholipid syndrome – often overlooked cause of vascular occlusions?
E. Svenungsson, A. Antovic, First published: 19 January 2020,
doi.org/10.1111/joim.13022
 
Die Praxis Dr. Wiechert wird im zweiten Halbjahr 2020 umziehen.

Mit den Fotos der folgenden Wochen nehme ich Sie ein wenig mit in die Umbaumaßnahmen und die Lüftung des Rätsels nach dem „Wohin“!
Sie erkennen erneut, dass es sowohl ein wenig größer und weniger beengt werden wird und dass Sie sich rechts vom Eingang zu Rezeption begeben werden. Die Richtung bleibt also erhalten.

Ich hoffe, ich habe Ihnen mit diesem Newsletter wieder interessante Informationen zusammengestellt. Bei Fragen, Unklarheiten, Anregungen oder Themenwünschen nehmen Sie gerne Kontakt mit mir auf.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. med. Dirk Wiechert
Facharzt für Allgemeinmedizin

Dr. med. Dirk Wiechert
Facharzt für Allgemeinmedizin
Praxis Ritterhude

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Praxis Bremen

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