Gesundheitsnewsletter vom 05.11.2022 – Studienauswertung zu LongCovid und ME/CFS – Prof. Dr. Scheibenbogen – Prof. Dr. Korte – Dr. Eller – Dr. Been und die Bedutung der intravenösen Sauerstofftherapie in diesem Kontext

von | 5. November 2022

Dr. Wiechert Gesundheitsnewsletter vom 05.11.2022
 
Praxis für individuelle Diagnostik und Therapie

In meiner Info-Videothek können Sie sich zu verschiedenen

Themen informieren, stöbern Sie ruhig weiter, denn

Sie wissen ja, dass die Quellen meines Wissens stets

benannt werden!

Aus terminlichen Gründen müssen die Newsletter diese und insbesondere nächste Woche kurz bis ganz ausfallen. Sie können also ganz beruhigt sein.

Heute geht es noch einmal um das Thema
Long Covid und ME/CFS
unter Bezug auf 
Studiendaten
Grundlagenerkenntnissen

und
meinen Erfahrungen unter Einschluss der
intravenösen Sauerstofftherapie nach Dr. Regelberger

 
Die Themen:

 
 
Drei Vorträge mit ansprechender Diskussion - diese und de rVortrag  von Prof. Dr. Scheibenbogen empfehle ich anzuhören.
Was ist, wenn ich Schwierigkeiten damit habe, eine Diagnose anzuerkennen?
Physiker Matthias Schneider führt durch das Programm.  Dieser Link führt zum Abschluss, weitere Direktlinks aus den Vorträgen finden Sie in folgenden Beiträgen.

Long Covid  ist somatisch und psychisch – 10% sind befallen, 5% sind schwer befallen.
Eine Impfung verhindert das nicht.
Junge Menschen sind genauso betroffen, wie ältere.
Es kommt auch nach blandem Verlauf und es kann ein gesundes Intervall geben.
Zur Zeit gibt es nur symptomatische Therapien, diese müssen aber individualisert erstellt werden und dazu gehören die richtigen Fragen und umfangreiche Diagonstiken.
Es geht auch um EBV und hier besonders um das Lebensalter der Infektion, nicht nur um Corona.
Was ist validiert?
Korrekter Sitz der FFP2-Filter.
Luftfilter als Chance für weniger Lüften und Energieersparnis.
Vermeidung unnötiger Kontakte.
Die These, dass Impfungen schwere Verläufe verhindern – meine bisherigen Recherchen dazu kennen Sie aus den vorherigen Newslettern.

 
 
Eine prospektive Beobachtungsstudie zum chronischen Erschöpfungssyndrom nach COVID-19 nach der ersten Pandemiewelle in Deutschland und Biomarkern, die mit der Symptomschwere assoziiert sind
Eine prospektive Beobachtungsstudie zum chronischen Erschöpfungssyndrom nach COVID-19 nach der ersten Pandemiewelle in Deutschland und Biomarkern, die mit der Symptomschwere assoziiert sind

Im Folgenden setze ich diese Studie in Beziehung zu den Ausführungen von Prof. Dr. Scheibenbogen und meinen Erfahrungen. Bemerkenswert ist, dass es eines nahzu 1,5-jährigen Reviews bedurfte, bis diese Studie zur Veröffentlichung angenommen wurde.
DOI: doi.org/10.1038/s41467-022-32507-6

Die hier folgenden Grafiken zeigen die Unterschiede der Postcovid-Symptomatik im Vergleich zum ME/CFS. Hierbei sollten Sie darauf achten, dass es hier klassische Trennsymptome mit „nur bei“ und auch eine Schnittmenge gibt.

Bei den Schnittmenge sind die Zeiten der Symptomdauer oftmals die Trennungskriterien.

Hier bestanden die Symptome länger als 6 Monate mit schwerer Fatigue,
überwiegend ohne schweren Verlauf der Covid19-Infektion und
50% sind nicht arbeitsfähig und
50% erfüllen auch die Kriterien der strengen Canadian Consensus Criteria

Abb. 1: Schweregrad von Müdigkeit und Behinderung.
Skala des Grads der Behinderung nach David Bell
Chalder Fatigue Scale
SF-36 QUESTIONNAIRE
 
 
Hier sieht man die Unterschiede in der Dauer der Erschöpfung nach einer Anstrengung im Vergleich der Postcovid-Symptomatik zur ME/CFS-Symptomatik oder bei der Kombination der Erkrankungen
Abb. 2: Häufigkeit, Schweregrad und Dauer von Post-Exertional Malaise (PEM).
 
 
Hier sehen Sie den Unterschied in der Kraftentwickung im Vergleich von Post Covd zu ME/CFS oder bei der Kombination der Erkrankungen
Abb. 3: Handgriffstärke (HGS).
 
 
Beim POTS sind hauptsächlich CRP und IL8 auffällig, bei ME/CFS eher das NtproBNP und eine Minderdurchblutung, über die die muskuläre Erschöpfung erklärt wird.
https://youtu.be/KBVWulYN69I?t=2923
Korrelation der Handgriffstärke (HGS) mit Laborparametern.
 
 
Verminderte Durchblutung kann anhand der IgG gegen Endothelzellen und erhöhtes Endothelin-1 erfasst werden bzw. auch mit Messung mittels Endo-PAT 2000 objektiviert werden.
Verminderte Durchblutung kann anhand der IgG gegen Endothelzellen und erhöhtes Endothelin-1 erfasst werden bzw. auch mit Messung mittels Endo-PAT 2000
 
 
Bedeutung der Problematik eingeschränkter eNOS, wodurch eine Gefäßerweiterung verhindert wird. Hier sei an den Beitrag vom 22.1.2022 erinnert, in dem ich die Bedeutung der intravenösen Sauerstofftherapie nach Dr. Regelberger für genau diese Problematik erläutert habe.

Sie erkennen, dass bei Post Covid in vitro eine Bildung von neuen Gefäßen bei der Überschichtung von Endothelzellen mit dem Serum angeregt wird, was als ein Heilungsprozess beschrieben wird, der bei ME/CFS offensichtlich nicht möglich ist.

 
Bedeutung der Problematik eingeschränkter eNOS
Nachweis der endothelialen Schädigung bei Post Covid oder ME/CFS in vitro
DOI: 10.3390/cells11152376
Nachweis der endotzhelialen Schädigung bei Post Covid oder ME/CFS in vitro DOI: 10.3390/cells11152376
 
 
Bedeutung der agonistischen Auto-AK gegen die G-Protein gekoppelten Rezeptoren (GPCR)

Netzwerkbasierte Analysen zeigen Signaturen von IgG-Autoantikörpern, die auf G-Protein-gekoppelte Rezeptoren bei Gesundheit und Krankheit abzielen;
doi.org/10.18416/RAB.2018.1809002

Bedeutung der agonistischen Auto-AK gegen die G-Protein gekoppelten Rezeptoren
Netzwerkbasierte Analysen zeigen Signaturen von IgG-Autoantikörpern, die auf G-Protein-gekoppelte Rezeptoren bei Gesundheit und Krankheit abzielen; doi.org/10.18416/RAB.2018.1809002
Zielstrukturen der GPCR und deren Funktionen bzw. Fehlfunktionen bei agonistischem Kontakt mit agAAK
Zielstrukturen der GPCR und deren Funktionen bzw. Fehlfunktionen bei agonistischem Kontakt mit agAAK
 
 
Bedeutung der agAAK für spezielle Symptome bei Post Covid und ME/CFS in Bezug auf Fatigue bzw. Durchblutungstörung mit Raynaud-Symptomatik.

Entscheidend sind normalerweise die Menge der andockenden AK, hier wird aber die Höhe des Titers im Serum beschrieben. Das deckt sich mit meiner Beobachtung, dass die Symptomatik zunimmt, wenn die agAAK loslassen und die Titer ansteigen. Ich vergleiche das mit dem Aufwachen eingeschlafener Füße, also als ein Symptom der Erholung.

Die verlinkte Studie zeigt noch weitere Zusammenhänge.
doi.org/10.3389/fimmu.2022.981532

Bedeutung der agAAK auf Symptome bei Post Covid bzw. ME/CFS
Dysregulierte Autoantikörper, die auf vaso- und immunregulatorische Rezeptoren beim Post-COVID-Syndrom abzielen, korrelieren mit der Schwere der Symptom; doi.org/10.3389/fimmu.2022.981532
 
 
Erklärung der Minderdurchblutung als Ursache der Erschöpfung nach Belastung.
Erklärung der Minderdurchblutung als Ursache der Erschöpfung nach Belastung
 
 
Therapieoptionen
Hier fehlt die intravenöse Sauerstofftherapie nach Dr. Regelberger, denn

genau in diese Ursachenabfolge wirkt sie regulativ.

Dazu werde ich auch noch mit Hinweisen aus dem Vortrag von Prof. Korte eingehen, der als Hirnforscher im Hinblick auf LongCovid beschreibt, dass die erfolgversprechenste Therapie einen verbesserte Durchblutung und modulierende Immunregulation ist und der vor Immunstimulationen warnt. Außerdem erwähnt er die notwendige Versorgung von Mikronährstoffen und das möglichst mit normaler Ernährung.

Therapieoptionen
Prof. Korte und die Therapieoptionen
 
 
Veränderungen der HF für 60 bzw. 100 Tage nach Covidinfektion

Anhand einer Datenspende konnte ermittelt werden, dass die Herzfrequenz sich im Rahmen des Coronainfektes verändert und bei Omikron-Infekt nach 2-fach-Impfung für 60 Tage und ohne Impfung für 100 Tage erhöht bleibt.
Somit ist zu erkennen, wie lange man nach dem Infekt das Pacing beachten sollten, also das Einhalten von Grenzen.
Viele ungünstige Veräufe entstanden durch das zu frühe zu viele Belasten, wie wir auch schon in den Interviews mit PD Dr. Steen und den Myokarditiden gesehen haben.

Das bedeutet, dass man 2-3 Moate nach so einem Infekt und auch nicht nach einer mRNA oder Vektor-Impfung Leistungssport betreiben sollte. Am 26.03.2022 berichtete ich, dass das  RKI auf seiner HP eine dreiwöchige Sportpause nach der Impfung empfiehlt. In Anbetracht dessen, dass die mRNA-Impfung den Infekt nachahmt, müsste das in Kenntnis dieser HF-Daten also noch einmal ausgeweitet werden.

Was ich vermisse, ist eine Darstellung, wie die HF sich nach einem zweiten Infekt zeigt.
Dennoch wissen wir von Prof Korte, dass Infektionen nicht vor LongCovid schützen. Nach zwei blanden Verläufen kann der dritte Infekt auch zu LongCovid führen.

Veränderungen der HF für 60 bzw. 100 Tage nach Covidinfektion
 
 

Eine Reha-Maßnahme ist nur dann erfolgreich, wenn sie individuell abgestimmt ist.
Dieses passiert oftmals nicht und führt zu einer Verschlechterung der Erkrankung bei LongCovid oder ME/CFS.
Studien, die aus speziellen Neurologenkreise durchgeführt werden und nachweisen wollen, dass die Symptomatik psychosomatisch ist, sind in der Konstruktion so aufgebaut, dass durch die laxen Ein- und Auschlusskriterien schon am Anfang klar ist, dass der erste Endpunkt derStudie, nämlich der Nutzen des Muskel- und Kraftzuwachses bewiesen werden wird.
Hier wäre aber die Aufgabe der Ethikkomission, dieses zu erkennen und darauf zu verweisen, dass in diesem Konzept eine Reihe von Probanden einen nachhaltigen Schaden nehmen würden.
So etwas gibt es leider bei vielen anderen Studien auch, z. B. bei Vitamin D oder EPA und DHA, wenn vorher nicht geschaut wird, dass auch ein Mangel bestehen muss, um den Nutzen des Ausgleichs zu zeigen. Bei einer guten Grundversorgung bleiben die Effekte aus und schon hat man die Schlagzeile, dass es nichts nutze.

 
Die Bedeutung der intravenösen Sauerstofftherapie nach Dr. Regelsberger im Rahmen des wissenschaftlichen Grundlagenwissens in Bezug auf LongCovid und ME/CFS
Was kann die IOT bei Durchblutungsstörungen, Immundysbalance und Autoimmunität!
 
 
Was kann die IOT bei Durchblutungsstörungen, Immundysbalance und Autoimmunität!

Die Symptomatik des LongCovid-Syndroms und der ME/CFS beruht auf Mikrodurchblutungsstörungen, insbesondere im Endstromgebiet. Es bestehen auch nach Überwindung des Infektes Autoimmunprozesse und Entzündungen, die z.T. durch verminderte eNOS-Aktivität und gesteigerte iNOS-Aktiviät mit peroxidativem Stress vermittelt werden.

Folgt man dem Vortrag von Prof. Korte (im nächsten Newsletter mehr davon) dann wissen wir, dass das Gehirn 2% der Körpermasse ausmacht, aber 15% der Durchblutung beansprucht und auch 15% der Energie und die aus Zucker.

Keine einzige Hirnzelle ist weiter als eine halbe Haaresbreite von einem Blutgefäß entfernt, die dann auch entsprechend klein sind. Hier wirkt sich eine Durchblutungsstörung also unmittelbar und sofort aus. Das betrifft die Energieversorgung über die Mitochondrien und auch die anaerobe Energiegewinnung.

Der Infekt mit Corona oder auch reaktivierte Infekte oder die Verschleppung von Viren über Immunzellen ins Hirn, die alleine die Bluthirnschranke nicht überwinden könnten, führen zu Aktivierungen des Immunsystems und dabei können Autoantikörper entstehen.

Dieses passiert im Rahmen des versuchten Versteckmanövers der Viren (Mimikry), die dann aber doch vom Immunsystem enttarnt wird, dabei aber den Fehler der Autoantikörperproduktion begeht.

Auch wenn der Verursacher längst besiegt ist, kann bei einer Stimulation des Immunsystems diese Autoimmunität erweckt werden und die führt dann zu einer Symptomatik ohne Erreger.

Daher ist eine Stimulation des Immunsystems kontraproduktiv und dieses muss harmonisierend moduliert werden.

Das schrieb ich auch bereits am 11.04.2020, es ist also keine neue Erkenntis.

Dieses kann zum einen über die PRMs, die Pro Resolving Mediatoren, beeinflusst werden, die an den GCPR der Immunzellen ansetzen und zu einer Verminderung der proinflammatorischen Zytokine beitragen. Ausserrdem sind an der Entzündung die Toll-like Rezeptoren TLR4 beteiligt und die werden auch direkt über das S-Protein aktiviert.

TLR4-Wirkung im Gehirn
PRMs, Protektin D2 und die Reduktion der TLR4
 
 
Bei intravenösen Sauerstofftherapie wird die eNOS gesteigert, weil sich das Sauerstoffbläschen an der Gefäßwand der Vene bis zur Lunge entlang rollt und dort in immer kleinere Blutgefäße kommt, weil es sich binnen 20 Minuten auflöst, also im Verlauf der Verkleinerung in immer kleinere Endstromgebiete kommt.
Das bewirkt über den lokalen Effekt der Minderdurchblutung eine systemische Antwort der Gefäßerweiterung.
Im Rahmen der aktivierten Arachidonkaskade gelingt das auch über die Bildung des Prostacyclins, wodurch zusätzlich die Thombozytenaggregationsfreudigkeit vermindert wird.
 

Eine verbesserte Mikrodurchblutung vermindert die intrazelluläre Aktivierung der iNOS, der induzierbaren NO-Synthase, die zu peroxidativem Stress führen kann.
Steigerung der eNOS senkt Aktivität der iNOS und reduziert peroxidativen Stress - Dr. Been
 
 
Zum anderen kann die Entzündungshemmung und harmoniserende Modulation des Immunsystems über die Steigerung der Bildung der Treg-Zellen und es IL10 entstehen oder wie auch schon publiziert, über die Vermehrung der Il1ra.

DOI: doi.org/10.1186/s41231-021-00107-z

IL-10-Anstieg unter der intravenösen Sauerstofftherapie nach Dr. Regelsberger
 
 
Ausserdem konnte in einer IL-10-Proof of Principe-Untersuchung gezeigt werden, dass anders als bei einer medikamentösen Immunsuppression, diese Harmonisierung bei einem echten Infekt auch überwunden werden kann. Sie sehen in einem Fall einen Abfall von 8%. Hier entwickelte sich unter der Therapie ein grippaler Infekt.
Ein grippaler Infekt reduziert die Tregs auch unter einer IOT
 
 
Die Reduktion der Autoantikörper am Beispiel der Hashimoto-Thyreoiditis hatte ich bereits demonstriert.

Diese Funktion ist besonders wichtig, wenn es zu Stimulationen der Autoantikörper im Rahmen genereller Immunstimulation oder eines Reinfektes mit dem Mikroorganismus in dessen Zusammenhang es zu der AK-Bildung gekommen ist.

Auto-AK der Hashimoto-Thyroiditis im Verlauf mehrerer IOT-Serien
 
 
 
 
Ich hoffe, ich habe Ihnen mit diesem Newsletter wieder interessante Informationen zusammengestellt. Bei Fragen, Unklarheiten, Anregungen oder Themenwünschen nehmen Sie gerne Kontakt mit mir auf.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. med. Dirk Wiechert
Facharzt für Allgemeinmedizin

Dr. med. Dirk Wiechert
Facharzt für Allgemeinmedizin
 
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