Nebennieren sitzen auf den Nieren, sie produzieren Neurotransmitter und Hormone
Im Rahmen der Klärung der Erschöpfungssymptomatik gehört die Nebenniere mit Ihren Neurotransmittern und Hormonen, aber auch deren Bausteinen und Kofaktoren zum diagnostischen Spektrum.
Ist die Nebennieren nicht funktionsfähig , müssen diese Hormone lebenslang ergänzt werden. Funktionseinschränkungen sollten dahingehend untersucht werden, warum die Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist – meistens sind es mitochondriale Dysfunktionen. Eine echte Funktionsunfähigkeit wird mit Stimulationstests erfasst, die dann zu keiner Hormonproduktionssteigerung führen.
Im Nebennierenmark werden die Katecholamine Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin gebildet. Das NNM hat multipolare Ganglienzellen, die von den präganglionären sympathischen Nervenfasern aus dem Nervus splanchnicus major und dem Nervus splanchnicus minor innerviert werden. Deren Botenstoff ist der Neurotransmitter Acetylcholin, der an die nikotinergen ACh-Rezeptoren der chromaffinen Zellen bindet. Die Katecholamine Noradreanalin (2) und Adrenalin (1) werden in den chromaffinen Zellen Typ2 und Typ 1 gespeichert. Dopamin und Noradrenalin gelten als Neurotransmitter, Adrenalin ist ein Hormon. Eine Überproduktion entspricht einem Phäochromozytom mit Bluthochdruckkrisen und einer Reihe anderer Symptome unterschiedlcher Häufigkeit, die aber auch andere Ursachen haben können. Ein echter Mehrbedarf an Dopamin besteht beim M. Parkinson.
Das Nebennierenmark ist eigentlich ein sympathisches Paraganglion, welches aus chromaffinen Zellen besteht, die aus der Aminosäure L-Tyrosin, die auch aus der essentiellen AS Phenylalanin gebildet werden kann, die Katecholamine Adrenalin (80%) und Noradrenalin (20%) synthetisieren.
Dopamin und Noradrenalin fördern die Durchblutung, aber auch die Stimmung, Noradrenalin und Adrenalin werden bei Stress und Leistungsanforderung ausgeschüttet. Ist dieses eine Daueranforderung, kann das zum Verarmen der in den Granula der chromaffinen Zellen gespeicherten Katecholaminreserven führen und dann fühlt man sich erschöpft.
In der Nebennierenrinde werden 40 verschiedene Steroidhormone gebildet. Es gibt eine Unterteilung in drei Zonen und wichtige Stellgrößen sind hier mitochondrial bedingt:
Die Zona glomerulosa besteht aus azidophilen Zellen, die die Mineralokortikoide produzieren, bekannt ist nur das Aldosteron und dessen Vorstufe Desoxycorticosteron. Beide enstehen aus dem Pregnenolon. Die Aktivität der Zona glomerulosa wird über Angiotensin-II gesteuert. AT-II wird vom Körper im Rahmen des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) ausgeschüttet, wenn der Natriumwert im Serum abfällt oder der Kaliumwert ansteigt, es an Blutvolumen mangelt und sich die Nierendurchblutung verschlechtert. Der Körper macht das also nicht aus Jux und Dollerei. ACE-Hemmer und AT-1-Antagonisten bremsen diese Funktion.
Die Zona fasciculata produziert Glukokortikoide, also Kortison und die aktive Form des Hydrocortisons oder Cortisols, aber auch Östrogene und Androgene.
in der Zona reticularis werden hauptsächlich Sexualhormone also DHEA, DHEA-S und Androstendion, aber Cortison produziert.
Welche Veränderungen bewirken diese Hormone und Neurotransmitter? Der Link fürt zu einer Auflistung.
Eine Nebennierenschwäche wird nach drei Auslösern gruppiert.
Die sogenannte primäre Variante entsteht durch Infektionen wie Tuberkulose, HIV, Zytomegalievirus, Meningokokken, Tumorbildungen oder Metastasen in den Nebennieren oder infarzierende Durchblutungsstörungen als auch autoimmunologischen Prozessen. Diese Erkrankung heißt dann M. Addison oder Bronze-Diabetes. Der Begriff des Bronze-Diabetes leitet sich durch die Hautbräunung ab, die daher rührt, dass der Cortisolmangel im Hypothalamus das Cortiso-Releasing-Hormin anfordert, wodurch in der Hypophyse vermehrt ACTH ausgeschüttet wird und daraus entsteht sowohl Proopiomelanocortin als auch Melanozyten-stimulierendes Hormon, das zusammen mit ACTH die in der Haut vorhandenen Melanozyten zur vermehrten Pigmenteinlagerung anregt. Bei der sogannten sekundären Schwäche liegt die Ursache im mangelnden Stimulus aus der Hypophyse. Meistens ist dort ein Tumor zu finden oder es gibt auch Verletzungen, Autoimmunprozesse, Entzündungen, Infektionen oder Durchblutungsstörungen bis hin zum Infarkt. Bei der tertiären Form fehlt der Stimulus aus dem Hypothalamus, also das CRH. Das kann man künstlich erzeugen, wenn man nach einer längeren Cortisontherapie die Medikation nicht ausschleicht, sondern spontan absetzt. Das für dann zur sogenannten Addison-Krise.
Die Medizin schreitet fort und entwickelt neue Medikamente, die ebenfalls in diesen Regelkreis eingreifen. Dazu zählen gemäß einer Studie aus dem Jahr 2019 (Nat Rev Endocrinol. 2019 Oct, 15(10):561-562. doi: 109.1038/s41574-019-0248-9) auch CYP3A4-Inhibitoren (Ritonavir, Fluticason), Immun-Checkpoint-Inhibitoren (Ipilimumab, Pembrolizumab, Nivolumab, Avelumab) sowie Opioide (Morphin, Fentanyl, Tramadol, Methadon oder Misch-Opioide).
CYP3A4-Induktoren wie Phenytoin, Carbamazepin, Rifampicin und Johanniskraut, aber auch Grapefruit und Lakritz bewirken einen beschleunigten Abbau von Cortisol. Lakritze das Antistress-Mittel? Vorsicht, es kann zu Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen führen. Lakritz fördert im Körper die Ausscheidung von Kalium und die Aufnahme von Natrium und Wasser, wodurch auch der Blutdruck ansteigt.
Ein Zu Viel an Aldosteron ist dann ein Conn-Syndrom. Der Endokrinologe Conn stellte 1955 bei einer Patientin mit Muskelkrämpfen und Lähmungen laborchemisch eine Hypokaliämie, Hypernatriämie und eine metabolische Alkalose fest. Er konnte im Urin vermehrt das Steroidhormon Aldosteron nachweisen.
Aber auch das Antipilzmittel Ketoconazol hemmt die Cortisolbildung.
Verschiedene Cortisonmedikamente haben eine unterschiedliche mineralicorticoide Wirkung, wie die verlinkte Aufzählung anzeigt.
Es gibt Tagesprofile für Cortion als Speicheltest, man kann es auch mit mehreren Blutmessungen machen, aber genauso wie bei den Katecholaminen handelt es sich um ein dynamisches Geschehen, dem man sich am besten mit Mittelwerten aus dem 2. Morgenurin oder noch besser dem 24-Stunden-Sammelurin nähert.
Manchmal produzieren die Nebennieren zu viel Androgene, also DHEA und zu wenig Cortisol und Aldosteron. Bei Frauen äussert sich das dann in männlicher Behaarung, Zyklusunregelmäßigkeiten und Akne. Sie bekommen dann meistens eine hormonelle Kontrazeption mit Cyprateronacetat oder Dienogest, wodurch die Androgenproduktion gebremst wird.
Treten frühzeitige Pubertätserscheinungen auf, sollte immer zeitnah ein Endokrinologe aufgesucht werden, der dann die vermutlich genetische Ursache feststellt und die lebenslange Hormonergänzung einleitet. |