Während der derzeitigen
Covid-19-Pandemie wird
weltweit fieberhaft nach Behandlungsmöglichkeiten
für Covid-19-Patienten gesucht. Dabei
haben Säugetiere und Menschen im Laufe der Evolution eigene Abwehrmechanismen gegen Infektionen jeder Art
entwickelt, die die Auflösung von Entzündungen bewirken (resolution of inflammation).
Die körpereigenen Produkte zur Abwehr von überschießenden akuten oder chronischen Entzündungen, inklusive der Begrenzung des Eindringens der pathogenen Krankheitserreger, entstehen überwiegend aus der Umwandlung von Omega-3-Fettsäuren aus fetten Fischen, Krill oder Algen in die eigentlich wirksamen Endprodukte, die specialized pro-resolving mediators (SPMs). Wichtig sind die Makrophagen, die sich während der Resolutionsphase von proentzündlichen M1-Makrophagen in antientzündliche M2- Makrophagen umwandeln.
C.N. Serhan und Kollegen konnten vor ca. 20 Jahren erstmals nachweisen, dass es solche Stoffe gibt (doi.org/10.1111/j.1365-2796.2010.02235.x).
Viren können offensichtlich durch diese ProResolving Mediators in Ihrer Fähigkeit, sich vermehren zu lassen, beeinträchtigt werden. Neuere Arbeiten weisen auf die antivirale Wirkung von SPMs hin (doi.org/10.1111/j.1365-2796.2010.02235.x, 26688348, 25392529).
In einer Arbeit wird in einer systematischen Review die antivirale Wirkung von Omega-3 Fettsäuren und dem SPM Protectin D1 neben anderen essenziellen und auch antioxidativ wirkenden Mikronährstoffen wie Vitamin A, C, E, D, B-Vitaminen, Se, Zn, Fe etc. zitiert sowie eine potenzielle Wirksamkeit bei der Behandlung von Covid-19 erwähnt (32052466). DOI: 10.1002/jmv.25707
Damit sehen Sie wieder einmal bestätigt, dass meine Art individuell zu diagnotizieren und zu therapieren modernsten Forschungarbeiten entspricht.
In einer Dissertation aus dem Jahr 2015 wird der Einfluss von SPMs auf die Abheilung von Lungenentzündungen verschiedener Art (Fibrose, COPD, Asthma) über Differenzierung der M1 zu M2-Makrophagen und die Reduktion der Aktivierung der proentzündlichen TAK-1 (TGF-ß-activated kinase) ausführlich beschrieben (hdl.handle.net/1802/29355).
Eine Arbeit vom Juni 2020 beschreibt u.a. die protektiven Wirkungen von Ω3-Fettsäuren und SPMs bei der Behandlung von Patienten mit Covid-19 (doi.org/10.1096/fj.202001451).
Auch bakterielle Infektionen können durch SPMs günstig beeinflusst werden; die M2-Makrophagen bilden SPMs sogar vermehrt, wenn ausreichend EPA und DHA vorhanden sind (doi.org/10.1038/s41467-017-02538-5). Selbst wenn ausreichend Ω3-FS verzehrt werden, kann es durch einen Mangel oder eine unzureichende Aktivierung bestimmter Enzyme zu einer Behinderung der Bildung der SPMs und ihrer Vorstufen kommen. Ein Schlüsselenzym hierfür ist die
15-Lipoxygenase-1 (15-LOX-1) Die dafür notwendigen Enzyme befinden sich in den eosinophilen Granulozyten, die wir mit der intravenösen Sauerstofftherapie vermehren!
Ein weiterer Ausweg aus diesem Dilemma ist die Verfügbarkeit eines Nahrungsergänzungsmittels aus Fischöl, das infolge neuartiger Konzentrierungstechniken, neben DHA und EPA, auch ausreichende Mengen der Vorstufen dieser SPMs enthält, nämlich 17-HDHA, 18-HEPE und 14-HDHA. Das Präparat heißt PRM Resolve™ (Nutridyn). 2 Softgel-Kapseln enthalten 1 g DHA und EPA und mindestens 400µg 17-HDHA, 18-HEPE und 14-HDHA.
Ein alternatives Präparat ist SPM Active™ (Metagenics).
Die erwähnten Vorstufen sind in über 1000-fach geringerer Konzentration wirksam als die Ausgangsfettsäuren DHA und EPA.
Im März 2020 wurde eine wissenschaftliche Arbeit veröffentlicht, in der aufgezeigt wird, dass nach Einnahme von SPM Active in unterschiedlicher Dosierung bei Gesunden zahlreiche Protectine, Resolvine und Maresine im peripheren Blut nachweisbar waren, die eine entzündungsauflösende Wirkung hatten. Die höchste Dosis (4g) hatte die stärkste Wirkung (31829100). doi: 10.1161/CIRCRESAHA.119.315506
Am 8. Mai 2020 erschien eine Multizenterstudie zum Thema Covid-19 und SPMs. Unter den Autoren der Entdecker der SPMs, Charles N. Serhan von der Harvard Universität, Boston (32385712). In dieser Arbeit wird der Gebrauch von entzündungsauflösenden Mediatoren als eine potenzielle Ergänzung der derzeitigen antiviralen Strategie zur Behandlung von Covid-19 ausführlich und umfassend diskutiert. DOI: 10.1007/s10555-020-09889-4
Bei Covid-19 wird bei der überwiegenden Mehrzahl der Patienten in den ersten Tagen der Infektion eine Verminderung der Eosinophilen (Eosinopenie) und gelegentlich sogar ein völliges Fehlen von Eosinophilen im peripheren Blut gefunden. Je schwerer die Symptomatik umso weniger Eosinophile. Erst mit Beginn des Abheilungsprozesses steigt die Zahl der Eosinophilen im Sinne der „Morgenröte der Genesung“ wieder an (Eos ist die griechische Göttin der Morgenröte). Die Eosinophilen haben also eine heilungsfördernde Wirkung bei Covid-19. Interessant ist in diesem Fall, dass in den Entwicklungsländern, in denen ein Wurmbefall, der mit einer Eosinophilie einhergeht, Covid-19 deutlich seltener und harmloser ist. Eine im Mai 2020 erschienene Arbeit von R. Rodriguez mit dem Titel „The global helminth belt and covid-19: the new eosinophilic link“ beschreibt die geschilderten Zusammenhänge ausführlich (doi.org/10.32388/IWKQH9.2 ).
Hier noch ein Video zu den SPMs.