Das Blut hat zur Vermeidung einer solchen provozierten Situation den Bicarbonat-Puffer des Blutes, der 52 % ausmacht, dann den Proteinat-Puffer mit 15 %, den Hämoglobin-Puffer mit 31 % und den Phosphat-Puffer mit 2%. Unter normalen Umständen kann der Körper diesen pH-Wert mit diesen Puffern halten und überschüssige Säuren können als Salze im Bindegewebe abgelagert werden, falls die Ausscheidungskapazität überschritten wird. Wenn allerdings wichtige Entgiftungsorgane versagen, also Leber, Niere, Lungenfunktion, Schweißbildung der Haut, Darm, dann kann dieses System erschöpfen und man kann mit dem Base excess der Blutgasanalyse messen, wieviel Kompensationsbreite der Körper noch hat. Dabei kann eine Alkalose für zu basisch von einer Azidose von zu sauer unterschieden werden. Ebenfalls kann man erkennen, ob es eine metabolische (Stoffwechsel) oder eine respiratorische (Atmung) Ursache hat.
Ein wichtiges Organ zur Entgiftung und Entsäuerung des Körpers ist die Leber. Ihr Leistung ist 40 mal höher als die der Niere. Im Citratcyklus der Mitochondrien, derer es in der Leber besonders viele gibt, werden über die Einschleusung von Citrat in den Zyklus drei Säureäquivalente neutralisiert. Das Bikarbonat kann pro Molekül nur eine Säureäquivalent neutralisieren.
Eine wesentliche Aufgabe der Leber ist auch die Entgiftung von Ammoniak. Hier werden am Tag 5 g umgesetzt, es können zeitgleich aber nur 5 mg im Blut gelöst zirkulieren. Ist dessen Abbau zu Harnstoff gestört, kommt es zur sogenannten hepatischen Encephalopathie. Somit zeigt eine wiederholte Erhöhung des Harnstoffs im Serum eine erhöhte Protein- und Ammoniakbelastung mit in diesem Fall der Störung der Nierenfunktion als Funktionsorgan für die Ausscheidung harnpflichtiger Substanzen an.
Ammoniak ensteht in Darm, Muskulatur und Niere. Im Dünndarm entsteht es aus Glutamin, einer der Hauptenergiequellen der Darmschleimhaut. Es gilt auch als Dopingmittel für den Muskelaufbau. Natürlich ist der höchste Gehalt in Quark und Tofu zu finden. Im Dickdarm wird Ammoniak von der natürlichen Darmflora aus Proteinen und Harnstoff gebildet. In der Muskulatur entsteht es proportional zur gebildeten Arbeit. Die Ammoniakproduktion der Niere ist eher gering, kann aber durch eine Hypokaliämie, wie sie durch Diuretika (Entwässerungstabletten) und viele andere Gründe erzeugt werden kann, gesteigert werden.
Wodurch entsteht eine Hypokaliämie bei Übersäuerung ?
Wenn zuviele Protonen (Wasserstoffionen als Träger der sauren Funktion) im Blut sind, dann versucht der Körper diese los zu werden. Gelingt es ihm nicht, so gibt er sie in die Zellen und bekommt dafür als Gegenleistung ein Kaliumion. Der Kaliumgehalt im Blut steigt also. Demnach ist die Übersäuerung der Niere eine Schutzfunktion für den Kaliumgehalt im Blut. Gebe ich nun aber basische Komponenten in den Körper, so gehen die Protonen wieder aus den Körperzellen hinaus ins Blut und die Zelle nimmt die Kaliumionen aus dem Blut als Gegenleistung wieder auf. Es entsteht also eine Hypokaliämie. Daher ist es wichtig, dass bei einer Entsäuerungstherapie auch immer Kaliumionen angeboten werden und zwar entweder als Citratsalze oder in natürlicher Form als Gemüse oder Gemüsesaft.
Ammoniak verbraucht Bikarbonat zur Pufferung, ist in seiner Eigenschaft ein Gas und wirkt auf Nervenzellen giftig. Nervenzellen gibt es übrigens auch im Darm. In den Mitochondrien kann Ammoniak im Citratzyklus unter der Einschleusung von Galaktose, die insulinunabhängig in die Zelle kommt und dort zu Glukose umgewandelt wird, zu a-Ketoglutarat recycelt werden, weshalb dieser Zucker bei der hepatischen Encephalopathie ein probates Medikament ist. Schon frühzeitiger eingenommen, hilft er bei der Entfettung der Leber (Steatosis hepatis) und kann die Reparatur der Insulinrezeptorresistenz unterstützen.
Harnsäure entsteht aus dem Abbau von Purinbasen. Diese sind Bestandteil der Zellkerne. Wer also viele Zellkerne ist, wie z.B. die Haut von Fisch und Geflügel oder Krustenbraten oder wer viel Linsen, Erbsen, dicke Bohne, Wurst ißt, hat auch besonders viele Purine in der Nahrung. Was viele cicht wissen, ist, dass auch der Genuss von Fruchtzucker den Harnsäurespiegel steigen lässt. Alkohol und der Anfall anderer Säuren behindern die Aussscheidung von Harnsäure. Harnsäure kann in der Niere resorbiert und auch ausgeschieden werden. sie ist auch ein Antioxidans.
Neben bekannten Medikamenten, die aber in sehr seltenen Fällen auch tödliche Nebenwirkungen haben können, ist vielen unbekannt, dass in einer großen Studie an über 20.000 Teilnehmern festgestellt werden konnte, dass Vitamin C in einer Dosis ab 500 mg/Tag eine harnsäuresenkende Wirkung hat und bei 1,5 g/Tag in dieser Studie die Gichtrate um 47 % gesenkt werden konnte. Eine einschränkende Wirkung audf die Harnsäureausscheidung haben Hypertriglyceridämie (zuviel Fett im Blut), chronische Nierenschwäche, Thiazid- und Schleifendiuretika (Entwässerungsmedikamente), Alkohol etc.. Ist der Löslichkeitskoeffizient ( 1 TL Zucker löst sich in einer Tasse Kaffee immer, bei dem zweiten Löffel könnte sich schon Bodensatz bilden, weil der Löslichkeitskoeffizient überschritten ist) der Harnsäure überschritten, das ist z. T. temperaturabhängig, dann werden die auskristallisierenden Harnsäuresalze in bradytrophem ( langsam ernährtes Gewebe, z. T. nur per Diffusion) abgelagert, also Gelenkknorpel aber auch Niere, Blutbahn, ja sogar Muskelgewebe bei eingeschränkter Durchblutung. Diese Kristallle nennt man Natriumurat. Normalerweise wird die Harnsäure zu 75 % über die Niere ausgeschieden, der Rest verteilt sich dann auf den Speichel, die Haut und den Darm.
Harnsteine können aus unterschiedlichen Gründen entstehen.
So gibt es die chronische Entzündung der harnableitenden Organe, dann den übermäßigen Genuss von oxalsäurehaltigen Speisen, den Diabetes mellitus, M. Crohn oder eine angeborene Cystinurie. Magnesium und Citratsalze beugen Harnsäuresteinen vor. Enthalten die Steine Calcium, kann man sie im Röntgenbild sehen, ansonsten nutzt man zur Diagnose den Ultraschall. Nicht röntgendichte Steine lassen sich evt. wieder medikamentös auflösen.
Struvitsteineaus Magnesium-Ammonium-Phosphat sind eine Ausnahme, denn sie entstehen in basischem Milieu des Urins. Ursache hierfür ist ein bakterieller Harnwegsinfekt mit Proteusbakterien. Die spalten den Harnstoff in Ammoniak und Kohlendioxid. Das bewirkt in einem weiteren Schritt den Anstieg von Bikarbonat und Ammonium im Urin, wodurch der pH-Wert ansteigt, der Urin also basisch wird. Neben einer guten Antibiose kann man den Urin in diesem Fall auch ansäuern.
Entgiftung/Entsäuerung über die Haut
Dazu eine Geschichte:
Jensen kaufte eine Hautbürste und stellte sich beim Abbürsten auf ein Blatt braunes Packpapier. Als sich darauf genügend Material angesammelt hatte, schickte Jensen es an ein Labor. Wie erwartet, fand man bei der Untersuchung eine Menge toter Hautschuppen. Aber es fanden sich auch andere Stoffe, darunter Harnstoff, Natrium, Chlorid, Talg und metabolische Säuren. Durch dieses kleine Experiment kam Jensen zu der Erkenntnis, dass diese Stoffe, wenn sie nicht von der Haut entfernt werden, in der Muskelstruktur eingebacken werden und dadurch zu einem Vitalitätsverlust führen. Jensen wurde zu einem glühenden Verfechter der täglichen Trockenbürstenmassage.
Eine andere Entgiftung über die Haut sind basische Wickel oder Bäder. Das Kaisernatron oder auch Backpulver gelten hier als die preiswerteste Variante. Wer anschließend wischen möchte, könnte auch Schmierseife nehmen. Der Eingangs-pH des Bades sollte bei 8,5 – 9 liegen. 1,5 Stunden später könnte der durch die Entsäuerung auf 7 gefallen sein. Lackmusstreifen aus der Apotheke helfen hier bei der richtigen Dosierung.
Entgiftung des Körpers über die Niere
Dem Körper basische Nahrung anbieten, Chelierung, ausreichende Trinkmenge von Mineralwässern, Pflanzen, die die Nierenfunktion stützen, wie Goldrute, Brennnessel, Schachtelhalm, Cranberry etc.
Entgiftung des Körpers über den Darm
mit Leberwickel, Ornithinaspartat, RMS (rechtsdrehend Milchsäure wie Kannes Brottrunk), Mariendistel, Artischocke, Chelatoren wie NAC, Bärlauch, Spirulina, Zeolith, alpha-Liponsäure etc. Darmsymbioselenkung.
Wie kann ich die Übersäuerung, bzw. den Erfolg der Therapie messen ?
Verlaufskontrolle von Harnsäure, Harnstoff, Magnesium, Kalium im Serum.
Die Säure-Basentitration nach Sander
misst die Pufferkapazität der Niere, also die Kompensationsbreite der Säuremenge, die noch verkraftet werden kann. Dadurch können Funktionsstörungen auch schon dann erfasst werden,wenn die pH-Wert-Messungen im Urin noch normal sind, aber klassische Symptome wie chronische Müdigkeit, häufige Neuralgien, chronische Konjunktivitis, Allergien, Karies, Sodbrennen, Muskel- und Gelenkbeschwerden sowie Rheuma bereits aufgetreten sind. Diese Untersuchungsmethode wurde von F. F. Sander bereits im Jahre 1953 beschrieben.
Die Aktualität dieser Thematik und dieses Testes zeigt die 1999 erschienene dritte Auflage seines Buches.
Für die Säure-Basen-Titration nach Sander sammelt der Patient an einem Testtag fünfHarnproben um 6, 9, 12, 15 und 18 Uhr. Diese Urinproben werden dann mit einemEinsendeformular, in dem auch Ernährungsgewohnheiten erhoben werden, an das Labor gesandt. Drei Tage vorher sollten alle basischen Nahrungsergänzungsmittel abgesetzt werden. Dort folgt neben der Messung der pH-Werte eine Bestimmung der Pufferkapazitäten der Harnproben. Es wird also nicht nur der pH-Wert, sondern vielmehr auch eine „Pufferreserve“ bestimmt. Ein Maß für die Pufferkapazitäten sind die von Sander definierten AQ-Werte, die in Form eines Tagesprofils dargestellt werden. Ich hate den Test in meiner Praxis vorrätig.
Da der Stoffwechsel an sich Säuren produziert, sollte die Tagesbilanz dessen, was wir zu uns nehmen basisch sein. Auf dem Säure-Basen-Forum habe ich einen online-Säure-Basen-Rechner gefunden, mit dem Sie diese Berechnung aufstellen können.
Was hilft sonst noch dignostisch ?
Hier möchte ich auf meine Veröffentlichung zum mitochondrialen Systemprofil (MSP) verweisen. Das Vortragsthema des kommenden Monats wird auch geändert werden. Ich stelle dieses Untersuchungsverfahren dan in einem Praxisvortrag dar.