Kritischer Kommentar zum Borreliosebeitrag auf NDR3 vom 28.11.2017

von | 3. Dezember 2017 | Publikationen

Prof. Dr. Riemekasten behauptet im Gesundheitsmagazin Visite:"Borrelien entwickeln keine Resistenzen und sind nach Antibiose immer abgetötet."
Diese Aussage wurde im Mausversuch mit einjähriger Dauerantibiose bereits widerlegt.
Es wird weiterhin behauptet, dass die üblichen Standard-Testverfahren immer auffällig sind, wenn die Borreliose besteht. Diese können in 9% der Fälle versagen, wie eine universitäre Studie belegt.
Wichtig und richtig ist aber immer, dass dennoch alle Differentialdiagnosen überdacht werden. Das die Borrelien nahezu alle Krankheitsbilder imitieren können, macht die Sache nicht einfacher.
In dem Beitrag über Borrelien wird berichtet,
dass die Beschwerden nach einer Antibiose nicht gleich weg sein müssen und es wird verschwiegen, dass es darunter auch schlimmer werden kann, die sogenannte Herxheimer-Reaktion. Es wird auch unter Bezug auf Privatkliniken mit eigenen Lymphozyten-Transformations-Testverfahren berichtet, dass bei dem gleichen Blut, dass in dänischen staatlichen Laboren negativ auf Borrelien getestet wurde, dort ein positives Ergebnis erzielt wird. Es scheint aber so zu sein, dass  in Dänemark gar kein LTT gemacht wurde und dass die Labore der Privatkliniken mit dem positiven LTT-Ergebnissen somit gar nicht verglichen werden können. Ob ein Test anschlägt oder nicht, hängt von der Auswahl der angebotenen Antigene und der tatsächlichen Auseinandersetzung des Immnsystems mit diesen Antigenen, in diesem Fall also Borrelienantigenen, ab. Abhängig von der Aktivität der Borreliose sind diese LTT-Aktivitäten auch schwankend. Richtig ist auch aus eigener Erfahrung, dass die Höhe der Ausschläge der Lymphozytenaktivität  nicht immer zur geschilderten Beschwerdeintensität passt. Bekannt ist, dass Kreuzreaktivitäten das Ergebnis verfälschen können. Rekombinante Antigenlysate sind synthetisch und damit absolut rein hergestellt und minimieren diese Kreuzreaktivität. Richtig ist somit auch, dass man nicht die Laborwerte, sondern die Beschwerden behandeln sollte. Diese müssen also immer vorhanden sein. In dem Beitrag wird nicht erklärt, wie dieser Arzt der Privatklinik zu der Einschätzung einer Chronizität kommt, was ich für nicht seriös halte, da hier im Raum stehen bleibt, dass er etwas falsch bewertet hat. Unterschwellig wird behauptet, dass hier nicht das Wohl des Patienten, sondern primär merkantile Gründe das Motiv sein könnten. Da aber auch nicht nur Klinken, die direkt an dem Folgegeschäft beteiligt sind, sondern auch niedergelassene Ärzte in anerkannte Labore einschicken, wie z. B. IMD  mit Dr. von Baehr oder MLHB mit Dr. Gerritzen, müssten sich auch diese durch solche Aussagen angegriffen fühlen. Eine sehr gute Erklärung zur Deutung der Auswahl der Antigene für den klassischen IgM und IgG-Test sowie das Immunoblotverfahren beschreibt das Labor Enders.

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