Vierte Corona-Impfung – kann man davon profitieren? – Kritische Auseinandersetzung mit einem NDR-3-Beitrag.
Gesundheitsmagazin Visite NDR3 sendete am 22.03.2022 einen Beitrag von Volker Ide zu diesem Thema.
Trotz Dreifach-Impfung haben viele eine Infektion und haben danach dennoch deutliche Schwächegefühle, wie im Beitrag mt PD Dr. Steen detailliert beschrieben.
In dem NDR3-Beitrag wird beschrieben, dass die Impfungen, die immer noch auf die Wuhan-Variante und dessen Spike-Protein ausgelegt sind, durch wiederholtes Impfen mit dem gleichen Impfstoff veränderte und breiter aufgestellte Antikörper gegen das Spikeprotein ausbilden sollen. Das ist auch die offzielle Lesart des Bundesgesundheitsministers.
Doch wie soll das gehen? Gleiches Vorgehen führt doch zu gleichen Ergebnissen. Das erklärt auch Prof. Wazl nicht. Ja, die Anzahl der AK erhöht sich, aber die hohe Spezifitiät nimmt nicht zu, es bleibt die Wuhan-Variante, während das Virus sich schon soweit verändert hat, das ehemalige Testsystem nicht einmal mehr auf die darauf gebildeten AK ansprechen.
Die im Beitrag bechriebene Fähigkeit an das Spikeprotein zu binden und die eingedrungenen Viren unschädlich zu machen, erlebt bei reinen Impfungen ohne Kontakt zum Virus nicht die im Beitrag beschriebene Veränderung, wo soll diese Information für diese Veränderung herkommen? Man nennt dieses „Unschädlichmachen“ die Neutralisationskapazität. Dazu gibt es einige Erklärvideos mit Prof. Dr. König, Infektionsimmunologin an der Uni Leipzig.
In dem NDR3-Beitrag beschreibt Prof. Dr. Wazl, ebenfalls Immunologe, dass die Impfung die Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufes bei Omikron um 80% reduziert. Woher nimmt er diese Zahl? Es ist ja bereits bekannt, dass die Sterberate bei Omikron gegenüber der Delta-Variante schon vornherin 67 % geringer ist. Comparing the risk of death involving coronavirus (COVID-19) by variant, England: December 2021 Das geht ja nur, wenn an es mit einer ausreichend großen Kontrollgruppe vergleicht und sauber zwischen an und mit Corona (verstorben) sauber auftrennt, wie in einem der folgenden Beiträge Prof. Dr. Streck einfordert. Daten aus dem Intensivregister sind hier verlinkt. Hier geht es zum Balkendiagramm der geboosterten ITS-Patienten. Andere Daten beschreiben sogar, dass pro 100.000 Personen mehr Geimpfte als Ungeimpfte sich mit Omikron infizieren DOI:https://doi.org/10.1016/j.cell.2022.01.018.
„Dr. Stephan Borte, Chefarzt im medizinischen Zentrallabor des St. Georg-Klinikums Leipzig sagte zu Hauptsache Gesund: „Die BA.2 Sublinie wird auch in unseren Untersuchungen zunehmend identifiziert und scheint die ursprüngliche Omikron-Variante aktuell zu verdrängen. Ähnliches ist bereits in Dänemark beobachtet worden, wo die Zahl der Geimpften und Geboosterten besonders hoch ist.“ (MDR-Nachrichten)
Der noch nicht zugelassene Impfstoff von Valneva gegen Omikron soll laut Tagesschaubericht sogar einen Infektionsschutz von 87% haben. Der soll wohl für 18-55-jährige am 16.04.2022 zugelassen werden und im Herbst auch für ältere Menschen.
Dagegen liegt der Infektionsschutz der mRNA-Impfstoffe gegenüber Omikron laut einer australischen Studie in einem Nachtclub mit ausreichend großen Gruppen Geimpfter und Ungeimpfter Gäste nur einen Infektionsschutz von 11%. dx.doi.org/10.2139/ssrn.4026084
Der Impfstoff von Valneva ist ein Ganzvirusimpfstoff und kommt der Infektion am nächsten, weil es auch gegen alle anderen Antigenstrukturen und nicht nur gegen das Spikeprotein eine Antwort ausbilden kann. Diese Verwandschaftsstrukturen aller Coronaviren haben eine hohe Kreuzspezifität von 81 %, die sich in den AK und der T-Zellimmunität widerspiegelt. Cross-reactive SARS-CoV-2 peptides revealed pre-existing T cell responses in 81% of unexposed individuals and validated similarity with common cold coronaviruses, providing a functional basis for heterologous immunity in SARS-CoV-2 infection. www.nature.com/articles/s41586-020-2798-3
Ein Review von 25 Studien kommt zu folgendem Ergebnis, nämlich, dass eine durchlebte Erkrankung es unmöglich macht, dass weitere Varianten sich der Immunabwehr entziehen können (wenn kein Immunsuppression, Krebs, grobe Lifestylefehler vorliegen): „Finally, the fact that already more than 1,400 epitopes have been identified—also considering that many HLA alleles and regions of the SARS CoV2 proteome are relatively less studied—highlights that a large breadth of epitopes are recognized in human populations, making it unlikely that SARS CoV2 variants might escape T cell recognition at the population level„. DOI: doi.org/10.1016/j.chom.2021.05.010
Reinfektionen mit Omikron sind laut dänischer Datenerhebung selten.
Die Aussage, dass die dritte Impfung für alle gut ist, weil nur die vor schweren Erkrankungen schützt ist eine gebetsmühlenartig wiederholte These, die selbst im Deutschen Ärzteblatt zusätzlich zu den oben angeführten Studien mit dem Titel: „Omikron: Booster schützt vor Hospitalisierung, aber nicht unbedingt vor Tod im Krankenhaus“ eröffnet.
Die Aussage, dass die Immunabwehr nach einem Infekt wesentlich schwächer ist, als nach einer Impfung ist im günstigsten Fall eine Teilwahrheit, ich sage, dass es falsch ist, denn: Ich habe oben bereits die hohen Titer der AK gegen das Spikeprotein mit der Neutralisationskapazität gegen die Wuhan-Variante und die fehlende Spezifität für die Neutralisationskapazität gegen Omikron ausgeführt. Der verlinkte Beitrag mit Prof. Dr. König zeigt, dass selbst das nicht unbedingt mit der Impfung erreicht wird. Die Anzahl der in meinen Klientel getesteten Patienten mit einer schlechten Neutralisationskapazität liegt bei ca. 25%, der mit einer sehr guten Kapazität bei etwa 10 Prozent.
Die angeführten Studien mit Quellenangabe belegen, wie wichtig die AK-Bildung und T-Zell-Schulung gegen die konservierten Anteile aller Coronaviren ist. Der verlinkte Artikel zum MDR mit den 2,5 Millionen ausgewerteten Daten des Dr. Laith Jamal Abu-Raddad vom Weill Cornell Medical College in Doha/Katar zeigt, dass diese AK-Titer mit jedem Booster schneller abfallen.
Schaut man sich den AK-Verlauf einer natürlichen Infektion an,
so sieht man auch hier, dass die Titer nicht höher steigen, als sie müssen, sehr wohl aber die Erinnerungszellen bilden, um im Wiederholungsfall einen schnellen Wiederanstieg innerhalb von 3-5 Tagen zu erzielen. Die Titer fallen also nach überwundenen Infekt schnell ab, da sie ncht benötigt werden, es ist aber auf gar keinen Fall eine schlechtere Immunantwort, denn nur bei einer schlechten T-Zellantwort benötigt man hohe AK-Titer.
Prof. Wazl blendet in seinen Aussagen zu dem AK-Titer das gesamte von mir hier erklärte Immunitätswissen aus und kommt zu Aussagen, die diesem Wissen widersprechen. Weiß er das wirklich nicht besser? Hat Herr Ide davon wirklich noch nichts gehört, um einmal kritisch nachzufragen? Richtig ist, dass sich niemand vorsätzlich anstecken sollte, denn auch Omikron ist nicht frei von Risiken, wie die verlinkten ITS-Zahlen zeigen, es ist eine Krankheit. |