Laktat als Schutzschild gegen oxidativen Stress – was geht mit Inositolhexaphosphat?
„Viele Menschen kennen Laktat vor allem aus dem Sport, wo es bei körperlicher Belastung in Muskelzellen entsteht. Doch das Molekül könnte auch in anderen Körperzellen eine zentrale Rolle spielen: Forscherinnen des Universitätsklinikums Essen und des Zentrums für Medizinische Biotechnologie der Universität Duisburg-Essen vermuten, dass Laktat zusammen mit Eisen ein bislang übersehenes Abwehrsystem gegen oxidativen Stress bildet.
Für die Medizin würden sich dadurch neue Therapiemöglichkeiten eröffnen, etwa in der Krebstherapie oder bei neurodegenerativen und entzündlichen Erkrankungen. Laktat könnte in Krisenzeiten gemeinsam mit Eisen Zellen verteidigen. Denn es entsteht nicht nur in Muskelzellen, sondern auch in anderen Zelltypen, etwa in Tumorzellen, Astrozyten im Gehirn oder in Fibroblasten bei Entzündungen. Sie enthalten zudem oft viel Eisen, das nicht fest gebunden ist und dadurch leicht an chemischen Reaktionen teilnehmen kann.
Dieses auffällige Muster war der Ausgangspunkt für eine neue Hypothese: Dr. Astrid Hensel, Dr. Renáta Váraljai und Prof. Dr. Shirley K. Knauer schlagen im Fachjournal Redox Biology ein bislang übersehenes Abwehrsystem gegen oxidativen Stress vor.
Dieser entsteht, wenn schädliche Formen von Sauerstoff in den Zellen überhandnehmen. Ein Beispiel dafür ist Wasserstoffperoxid (H₂O₂), das unter anderem bei Immunreaktionen produziert wird. In geringen Konzentrationen kann es in Zellen als Signalstoff wirken. Wenn allerdings zu viel H₂O₂ entsteht, greift es wichtige Zellbestandteile wie die DNA oder Eiweiße an. Um dies zu verhindern, besitzen Zellen Enzyme, die Wasserstoffperoxid abbauen. Sind diese überlastet, droht jedoch die Gefahr des Zelltods.
„Viele Zellen sind oxidativem Stress ausgesetzt, zum Beispiel in Tumoren, bei Virusinfektionen oder Autoimmunerkrankungen„, erklärt Molekularbiologin Knauer. „Unsere Hypothese ist, dass Laktat gemeinsam mit Eisen wie ein Zellschutzschild wirken könnte, um schädliches Wasserstoffperoxid zu entschärfen. Vereinfacht gesagt: Das Laktat opfert sich und fängt die besonders aggressiven Sauerstoffformen ab, bevor sie lebenswichtige Bausteine der Zelle angreifen können.“ Dabei wird Laktat in Pyruvat umgewandelt, eine Substanz, die Zellen für Wachstum und Reparatur verwenden können.
Biochemikerin Hensel betont die mögliche Bedeutung für die Medizin: „Bestätigt sich die Hypothese, könnte man den Mechanismus gezielt beeinflussen.
In der Krebstherapie beispielsweise ließe sich das Schutzschild von Tumorzellen schwächen, damit sie empfindlicher auf Behandlungen reagieren.
Bei Autoimmunerkrankungen oder bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer wäre das Ziel hingegen genau das Gegenteil: Das Schutzschild müsste gestärkt werden, um gefährdete Zellen besser vor Schäden durch oxidativen Stress zu bewahren.““
www.bionity.com/de/news/1187143/vom-muskelkater-molekuel-zum-schutzschild.html?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=bionityde–2025-09-15–1&mtm_group=bionityde&WT.mc_id=ca0264
Raising the iron curtain: Lactate’s secret role in oxidative stress defense; https://doi.org/10.1016/j.redox.2025.103754
- Diese Studie beschreibt z.B., wie man
- mit der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie den H2O2-Stress in Krebszellen steigern kann, sodass die Zellen ggf. sterben.
- wie man aber in Kenntnis des oxidativen Stressprofils, über das ich schon häufiger gesprochen habe, therapeutisch einen schützenden Effekt auf neurogegenerative Prozesse, Autoimmunerkrankungen oder generell ein übersteigertes Immmunsystem bzw. auch eine biologische Voralterung aufbauen kann.
- Die Fenton-Reaktion ist ein von Eisen katalysierter Prozess, bei dem Wasserstoffperoxid (H₂O₂) zu hochreaktiven Hydroxylradikalen (•OH) zerfällt. Man nutzt sie, um organische Schadstoffe in Abwässern abzubauen und somit gehört die Fenton-Reaktion zu den fortgeschrittenen Oxidationsprozessen (AOPs) – die Reaktion beschreibt das Verhältnis von Eisen und H2O2.
- Katalyse durch Eisen: Die Reaktion beginnt mit Eisen(II)-Ionen (Fe²⁺), die als Katalysatoren für die Zersetzung von Wasserstoffperoxid dienen.
- Bildung von Hydroxylradikalen: Das Wasserstoffperoxid zerfällt unter dem Einfluss des Eisens in Hydroxylradikale (•OH). Diese sind sehr reaktiv und haben eine starke Oxidationskraft.
- Zellulärer Mechanismus: In biologischen Systemen wird die Fenton-Reaktion als eine wichtige Quelle für reaktive Sauerstoffspezies (ROS) angesehen, die zu oxidativem Stress führen können.
- Eine interessante Schutzfunktion kann hier das abgesättigte Inositolhexaphosphat (IP6) sein, dass auch als Phytinsäure bekannt ist, ein in Pflanzen natürlichvorkommendes Molekül. Für die Absättigung muss es aber bearbeitet werden, um im Darm nicht als Chelator zu wirken.
- Eigenschaften des IP6: Es besteht aus einem Inositolring, an den sechs Phosphatgruppen gebunden sind,wodurch es eine hohe negative Ladung erhält. Diese Struktur ermöglicht es IP6, effektiv mit Metallionen wie Eisen und Kupfer zu chelatisieren, die als Katalysatoren für die Bildungfreier Radikale dienen. Durch die Bindung dieser Metallionen kann IP6 die Bildung reaktiver Sauerstoffspezies (ROS) verhindern und somit oxidativen Stress reduzieren.
In diesem Zusammenhang werden weitere Effekte erwartet, nämlich:
- Verbesserte Insulinempfindlichkeit: Studien haben gezeigt, dass sowohl Inositol als auch IP6 die Insulinresistenz verringern und die Insulinsensitivität erhöhen können, was fürden Energiestoffwechsel und die Reduktion von oxidativem Stress von Bedeutung ist (Bizzarri et al., 2016).
- Regulation des Lipidstoffwechsels: Inositol spielt eine Rolle im Lipidstoffwechsel, und seine Kombination mit InoHex-6 könnte synergistisch zur Reduktion von Lipidperoxidation und zur Verbesserung des Fettstoffwechsels beitragen.
- Unterstützung der Zellproliferation und -differenzierung: Beide Moleküle sind an der Regulation des Zellzyklus beteiligt und könnten gemeinsam die normale Zellfunktion fördern und das Risiko von Zelltransformationen reduzieren.
Bizzarri, M., Fuso, A., Dinicola, S., Cucina, A., & Bevilacqua, A. (2016). Pharmacodynamics and pharmacokinetics of inositol(s) in health and disease. Expert Opinion on Drug Metabolism & Toxicology, 12(10), 1181-1196.
In der Praxis setze ich dieses Konzept in der oralen Ergänzung bereits ein und sehe mich durch dieses Studienergebnis bestätigt, zumal auch die Messwerte des oxidativen Stressprofils sich verbessern.
Der Laktatwert, den ich in der kapillären BGA bestimme, ist ein Zeichen dafür, dass die Energie besonders schnell bereitgestellt werden muss und die Mitochondrien das nicht schaffen.
Ist Laktat nun ein Schutzfaktor? Bei Krebs baut sich hier ggf. ein Schutzwall auf, der das Immunsystem hemmt und der Krebszelle hilft sich zu vermehren. Hier wären dann eher Maßnahmen snnvoll, die die TKTL1 hemmen.
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